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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johann Sebastian Bach

Goldberg-Variationen

Jenö Jandó

Naxos 8.55 7268
(77 Min., 2/2003) 1 CD

Es gibt diese Stücke. Alle, nun ja, nicht alle, aber doch fast alle Pianisten wollen, müssen, sollen, dürfen sie spielen. Die meisten von ihnen können es auch. Manche können es so gut, dass sie mitsamt ihrer Interpretation (oder ihrer Interpretationen) wie eine Mauer im Weg der künftigen Erkenntnis stehen. Im Fall der Goldberg-Variationen steht, wiewohl im güldenen Glanze, die Glenn-Gould-Mauer, nein: hoch hinauf ragt sie, bis in den Himmel, mithin dorthin, wo Gottvater Bach auf einem samtenen Sofa sitzt und milde und gütig hinabschaut auf die Erde, wo sie diesen seinen letzten, außerordentlich vertrackten Teil der Clavieruebung, der doch wunderlicherweise eigentlich nur auf einem recht profanen Bass-Thema basiert, in Gänze zu verstehen und zu vermitteln suchen. Die Liste der Namen, die versucht haben, die Mauer zu überwinden, ist lang. Die Liste der Namen, die man sich aufgrund ihrer Tat merken möchte, ist nicht ganz so lang. Um es etwas deutlicher zu sagen: Die Liste ist sehr kurz. Und es ist auf dieser Liste, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen, kein teutonischer Tastengeber vermerkt.
Jenö Jandó ist kein Deutscher. Doch auch er wird in diese Liste nicht aufgenommen. Sein Versuch, die Mauer zu bezwingen, ist zu brav. Zu bieder. Zu mutlos. Schon die Aria, diese feste Burg, auf der das ganze Stück doch fußt, will dem Interpreten nicht recht gelingen. Es stockt die Melodie, es stockt der Kontrapunkt, es stockt, weil immer ein Holzstück querliegt zur Strömung, im Grunde der gesamte musikalische Fluss. Seltsam ungelenk wirkt das alles. Und so hört sich dann auch der Rest der beinahe achtzig artig am CD-Spieler verbrachten Minuten an: steifleinen. Als habe jemand ein Pflaster auf den Mund des Pianisten geklebt, bildlich gesprochen. Mit anderem Wort: Die Musik atmet nicht. Die Wahl der Tempi will nicht schlüssig werden, die Phrasierung wirkt beliebig, und der Genius der Komposition, er dringt auch nicht ans Ohr. Vielleicht hätte es nicht unbedingt dieses eine Stück sein müssen. Es liegt diesem ansonst so fabelhaften Pianisten nicht sehr. Schade eigentlich.

Tom Persich, 01.09.2007


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