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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Kurt Weill

The Firebrand Of Florence

Rodney Gilfry, Felicity Palmer, George Dvorsky, Harrison Beale u.a., BBC Symphony Orchestra, Andrew Davis

Capriccio/Delta 60 091
(118 Min., 1/2000) 2 CDs

Kurt Weills "The Firebrand of Florence" aus dem Jahr 1944 (damals ein Flop) beweist wieder einmal, welches Wunder Deutschland mit Kurt Weill vergönnt war. Einer der ältesten jüdischen Familien entstammend (die Vorfahren sind bis ins 13. Jahrhundert nachweisbar), Schüler von Humperdinck, gehört er zu jenen, die alles mit ihrer Musik wollten: U und E, unterhalten und aufklären, anprangern und schmeicheln, süffisant resignieren und verbissen verbessern. Als er Erfolg hatte, beehrte ihn sein früherer Lehrer Busoni mit dem zweifelhaften Titel "Verdi für Arme", der Oper misstraute Weill, um sie doch auf das fruchtbarste zu erneuern. Der Broadway-Operette liegt (nicht zum ersten Mal auf der Bühne) der Benvenuto-Cellini-Stoff zugrunde, ein lustig-ironisches Florenz von 1535 wird auf die Bühne gezaubert. Schon mit den ersten Takten wird klar, dass die Hinrichtung, für die der Galgen in den Himmel ragt, in erster Linie ein unterhaltsames Ereignis ist. Der Delinquent ist der Held, ein Don Giovanni ohne Schattenseiten, denn seine Gegenspieler (-innen vor allem) sind ihm keineswegs ausgeliefert, ihre Karten sind genauso gezinkt wie die seinen, und die Gefühle, mit denen er spielen könnte, sind schon längst gespielt (Herzogin: "Romance me no romances/treasure not my glove/spare me your advances/just oh! Just make love."). Ironisiert wird die Ironie des Brecht’schen Belehrungstheaters - über den rettenden Boten, der Cellini vom Galgen erlöst, wundert sich nachgerade niemand, der Erzähler, der uns davor bewahrt, der theatralischen Illusion zu erliegen, dient nur als Pointenlieferant. Die Moral, dass es keine Moral gibt, weder vor noch nach dem Fressen, ist auch schon Schnee von gestern und Weill nur noch ein paar melancholische Walzertakte wert (Cellini: "Whatever your station/whatever your name/whatever you do do/You’re not to blame." Herzog: "I am not to blame/you art not to blame/he is not to blame/we are not to blame/you are not to blame/they are not to blame"). Davis bemüht sich mit Schwung, alle Feinheiten der intelligenten Partitur herauszuarbeiten, Ira Gershwin lieferte Weill sprühende Songtexte (man denke an die "verzweifelte" Nummer des verliebten Herzogs "A rhyme für Angela", in der er für seine Liebeserklärung nach einem Reim für den Namen der Angebeteten fahndet.). Die Herrenriege schlägt sich mit Humor und Tapferkeit, Rodney Gilfry in der Titelpartie wohl auch schönstimmig, bei den Damen dominiert das Glatte, besonders nichts sagend in der eigentlich dankbaren Partie der Angela Lori Ann Fuller, bei der das Nervende der Rolle leider auf die Interpretation durchschlägt. Eine Ausnahme bildet die profunde Gestaltung der Herzogin durch Felicity Palmer, die die verschiedensten Register der Selbstironie und Verderbtheit ziehen darf.

Helga Utz, 01.09.2007


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