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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Franz Berwald

Klavierquintette

Bengt-Ake Lundin, Kammersolisten Uppsala

Naxos 8.553970
(70 Min., 7/1996) 1 CD

Ich kenne keinen zweiten Komponisten der klassisch-romantischen Epoche, der immer noch derart zu überraschen weiß wie dieser Schwede. Egal, was vom ihm nach und nach auf den Markt kommt an Unbekanntem – man darf gespannt sein, was der skurrile Außenseiter sich da in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgedacht hat. Der Begriff "Personalstil" jedenfalls hat hier seine seltene Berechtigung.
Auch die zweieinhalb Klavierquintette, die Naxos in der berwaldschen Kammermusik-Reihe nun veröffentlicht, zeigen: die Dur-Moll-tonalen Formprinzipien mit ihren fest gefügten Schemata galten dem deutschgebildeten Querkopf aus Europas Norden, der 1829 seiner verhassten, spießbürgerlichen Heimat den Rücken kehrte, nach Berlin ging und hier den erfolgverwöhnten Mendelssohn einen Langweiler nannte, als Hemmschuh. Er zog diesen zwar nie aus, stieß und drückte aber kräftig daran und darin herum. So sind denn allerlei Beulen zu sehen in seinem Tonsatz, plötzliche Harmoniewendungen, melodische Fetzen, Rhythmuswechsel, Pausen als irritierende Ausrufungszeichen, die den Hörer immer wieder überraschen. (Liszt, der das c-Moll-Werk aufführte und vom stolzen Schöpfer zum Widmungsträger gemacht wurde, schwärmte denn auch von dessen Fantasiereichtum und schalt wie dieser das tumbe verständnislose Hörer-Volk). 
Und ihre jetzigen Interpreten? Die Kammersolisten aus Uppsala mitsamt Bengt-Ake Lundin sind "anständige", ensemblegeübte Advokaten ihres lange Zeit verkannten Landsmannes. Als Staranwälte würde ich sie nicht bezeichnen, dafür hätten sie den Kapriolen Berwalds, vor allem seinen dynamischen Kontrasten, mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Aber auch so wird sich ihr Klient weiter einen längst verdienten Namen machen, auch im Kammermusiksektor.

Christoph Braun, 01.09.2007


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