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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Djangology

Django Reinhardt

Bluebird/BMG 09026 63957 2
(74 Min., 1/1949, 2/1949) 1 CD

Als Django Reinhardt und Stéphane Grappelli sich 1949 in Rom trafen, entstanden die ersten gemeinsamen Aufnahmen seit 1947. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die beiden getrennt: Reinhardt wirkte weiterhin in Frankreich (wiewohl das zur Zeit der deutschen Besetzung für ihn lebensgefährlich war), Grappelli in England. Nach dem Krieg arbeiteten sie nur sporadisch zusammen. Das Wiedersehen und Wiederhören beflügelte die beiden zu Musik, die den Vergleich mit den Meisterleistungen aus ihrer "klassischen" Periode durchaus nicht zu scheuen braucht. Die musikalische Verständigung funktionierte reibungslos, obwohl sich inzwischen so viel geändert hatte.
Django hatte mittlerweile eine (in vielerlei Hinsicht frustrierende) Amerika-Tournee hinter sich, hatte sich von den neuesten Tendenzen im Jazz inspirieren lassen und vor allem mit der elektrischen Gitarre experimentiert. Die Resultate waren durchaus großartig gewesen, doch die traditionalistischen Franzosen murrten "C'est pas la même chose" und schüttelten die Köpfe. Die Rückkehr zur "alten" akustischen Gitarre in Rom, beim Treffen mit dem "alten" Freund für Aufnahmen mit zum Teil "altem" Repertoire mag den Verdacht wecken, Django sei vor den Traditionshütern zu Kreuze gekrochen. Wer dies glaubt, verkennt seinen unbeirrbaren künstlerischen Eigensinn.
Als Musiker, der sich inzwischen die Kunst des Bebop-Spiels angeeignet hatte, indem er die in seinen Stil integrierbaren Elemente des modernen Jazz aufgriff, bot er nun Versionen von alten Schlachtrössern wie "Minor Swing" und "Honeysuckle Rose", die nur wenige Jahre zuvor für Erstaunen gesorgt hätten. In dieser Hinsicht war er Grappelli um einige Jahre voraus, der seine Bebop-Lektion erst noch lernen musste und damals fast noch "ganz der Alte" war. Leider sollte die hier noch einmal mit soviel Spielfreude und Fantasie erneuerte Partnerschaft gleich darauf für immer enden.
Ihren italienischen Begleitern waren Reinhard und Grappelli haushoch überlegen; doch der Pianist Gianni Safred, der Bassist Carlo Pecori und der Drummer Aurelio De Carolis waren nicht so schlecht, wie die Liner Notes sie machen. Sie haben lediglich kaum etwas einzubringen und wurden wohl nur engagiert, damit Django zu einer Begleitung solieren kann, während Grappelli vom Luxus profitiert, zusätzlich vom auch als Begleiter phänomenalen Django assistiert zu werden. Immerhin bot die Rhythmusgruppe eine willkommene Abwechslung zu den reinen Saiten-Besetzungen, die Django früher favorisiert hatte. Safred steuert bisweilen Soli à la Teddy Wilson bei, wird aber über weite Strecken wie Pecori vom Hörer kaum wahrgenommen. Aurelio De Carolis hält sich so sehr im Hintergrund, dass er sich auf Besen und eine Trommel beschränkt.
Gegenüber der Original-LP enthält die CD aus der Reihe "First Editions" ganze elf (!) Stücke mehr, was seltsamerweise gar nicht stolz auf dem Digi-Pack vermerkt wird. Dabei ist jede der 23 Aufnahmen ein Kabinettstückchen, das man immer wieder gerne hören wird.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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