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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Sonny, Please

Sonny Rollins

Doxy Records/Emarcy/Universal 06025 1708620
(55 Min., 11/2006) 1 CD

Nun ist dem Tenorsaxofonisten Sonny Rollins auch noch der Polarpreis der Königlich-Schwedischen Musikakademie zuerkannt worden, eine Auszeichnung, die sich als Nobelpreis für Musik versteht, und so scheint der alte Recke in seinem 77. Lebensjahr endgültig in den Jazzolymp entrückt zu sein. Entrücktheit und begnadetes, vitales Improvisationstalent sind die beiden Pole, die das Paradoxon der Kunst Rollins’ ausmachen. Er ist einerseits der große Meister der motivischen Improvisation aus dem Geiste eines Thelonious Monk und verfügt zudem über den überschäumenden rhythmischen Impetus seiner karibischen Vorfahren. Das Erbe eines Coleman Hawkins hat er schon als Teenager im Sinne Charlie Parkers weiterentwickelt und wurde so vor dem späten, aber dann kometenhaften Aufstieg eines John Coltrane zum einflussreichsten Saxofonisten, der sich schließlich mit Don Cherry, Ornette Colemans Trompeter, auch auf freies Terrain wagte. Immer aber war er der einsame Improvisator und nur selten wie Miles Davis der Leader einer gestalthaft-stilbildenden Band. In den 70er Jahren nahm seine Frau Lucille die Karriere ihres Sonny in die Hand, rief ihn schon mal mit einem "Sonny, please!" zur Ordnung und sorgte für kommerziell kompatible Alben. Die Live-Bands des Saxofonisten allerdings enttäuschten oft, litten unter seinem Entrücktsein in upstate New York. Jetzt nach dem Tod seiner Frau beschloss Rollins, die Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen, gründete mit Doxy sein eigenes Plattenlabel und legte mit "Sonny, Please" dessen erste CD vor. Zunächst steigt Jubel auf: Der Opener tanzt beschwingt Kalypso, die Saxofonlinien schlagen abgedrehte Volten und Sarkasmus verbindet sich mit Warmherzigkeit. All das scheint die häufigen Schmähungen seiner Bands durch die Kritik Lügen zu strafen. Doch kaum ist dieser Song verklungen, ist sie wieder da, die tröge Plattheit mit der wummernden Tieftonerdung des E-Basses. Warum nur hält der Saxofonist diesem Bassisten, der schon am Kontra-Instrument eher Mittelmaß war, die Nibelungentreue? Jeder E-Basston landet, statt tänzelnd zu walken, fett und undifferenziert platt mit einem Bauchpflatscher mitten auf dem Beat. Schade, denn der Chef agiert kontinuierlich auf höchstem Niveau und mit ihm Posaunist Clifton Anderson.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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