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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Richard Strauss

Eine Alpensinfonie, Don Juan, Till Eulenspiegels lustige Streiche, Also sprach Zarathustra, Macbeth, Tod und Verklärung

Orchester des Reichssenders München, Orchester des Deutschlandsenders Berlin, Richard Strauss

Music And Arts/Note 1 DRA CD-1057
(152 Min., 6/1936, 12/1936, 1/1937, 3/1942) 2 CDs

Jetzt wissen wir's: Richard Strauss war keineswegs der letzte Romantiker, wie in den Musikführern immer wieder geschrieben steht, sondern er war vor allem der erste Zeitgenosse des modernen Maschinenzeitalters. Das kann man in diesen Aufnahmen deutlich hören: Strauss dirigiert nicht, er schlägt Takt. In der "Alpensinfonie" zum Beispiel kommt er über weite Strecken so gut wie ohne Ritardando aus, und er lässt dem einsamen Wanderer keine Zeit zum Atmen. Unerbittlich hetzt er ihn den Berg hinauf (und nachher wieder hinunter). Nirgends Pathos, nirgends besinnliches Verweilen: Sogar das Oboensolo auf dem Gipfel zeigt sich nicht als Höhepunkt, sondern eher als groteske Episode.
Eine Tour de force mutet Strauss den Schallplattenhörern (und den Musikern des Münchner Reichssender-Orchesters) auch am Beginn des "Don Juan" zu: So manche Note der knatternden Bläser und der dahinjagenden Streicher bleibt im Geknister dieser alten Aufnahmen stecken. Was für ein Erlebnis wäre das, wenn Strauss moderne Möglichkeiten der Fonografie zur Verfügung gehabt hätte? So ahnt man zwar die immense Orchesterkultur hinter den Dokumenten, doch es bleibt leider arg wenig übrig. Strauss hat sich - im Gegensatz etwa zu Furtwängler - wenig Gedanken darüber gemacht, wie man sich als Schallplattendirigent in Zeiten unbefriedigender technischer Mittel verhält.
So leidet natürlich auch der "Zarathustra": Der Orgelbeginn der beliebten Anfangsfanfare steckt bis zum Trompeteneinsatz im dicken Sumpf des Rauschens. Der "Sonnenaufgang" geht schnell vorüber - und er bringt auch einen falschen Blechton, der aber den Meister wohl nicht gestört hat. Trotzdem ist es hörenswert, mit wie wenig romantischer Emphase Strauss diesen Anfang interpretiert - lange vor der Vereinnahmung durch Science fiction, Werbung und andere "Verwerter".

Oliver Buslau, 01.09.2007


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