home

N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Responsive image mb-5

Bearing Fruit

Wolfgang Muthspiel

Material records/edel contraire MRE 006-2
(45 Min., 10/2002) 1 CD

Im Auftrag von Ö1 und dem “Donaufestival” hat sich der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel einer Sammlung einstimmiger gregorianischer Choräle, dem “Antiphonarium” des Klosters Zwettl angenommen und in einen zeitgenössischen Kontext gestellt. Nach leidvollen Erfahrungen mit Kutten-Pop aller Arten, vor dem zur Zeit keine altehrwürdige Abtei sicher zu sein scheint, ist der Rezensent argwöhnisch gespannt, was einer der führenden jüngeren Jazzgitarristen mit den über 700 Jahre alten Melodien anstellen würde. Und so überrascht es zunächst umso mehr, dass er die Choralmelodien völlig unangetastet lässt. Die beteiligten Choralscholen des Stifts zu Zwettl und der Hofburg Wien tragen Hymnen, Responsorien und Psalmen im gewohnten (Klang)Raum vor, Muthspiel und seine Kollegen an Geige und Bass kommentieren die Gesangslinien harmonisch spannungsreich, jedoch immer zurückhaltend und skizzenhaft, ausgehend mal vom Text, mal von der melodischen Gestalt. Jederzeit spürt man den großen Respekt, den der Gitarrist den schlichten Gesängen entgegenbringt. Er stellt durch seine Komposition den Choral in den Vordergrund, seine modernen Anreicherungen heben das Überzeitliche und Unbeirrbare jener fernen Musik nur noch deutlicher hervor.
Verglichen mit dem überaus artifiziellen Prototypen dieses Genres, “Officium” (mit dem Saxofonisten Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble), kommt “Bearing Fruit” wesentlich unscheinbarer daher, kann aber vielleicht gerade deswegen genauso für sich einnehmen.

Tilman Stamer, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top