Zufall oder Fügung, daß diese Platte ausgerechnet im Ellington-Jahr erscheint? Sie ist nämlich keine Verneigung vor den überkommenen Rezepten des herzoglichen Maître, sondern vielmehr ein Entwurf für die Nouvelle cuisine von morgen.
Sam Rivers ist sein eigener Chef und kocht mit eigenen Zutaten, auch wenn er eine Grundregel vom Duke übernimmt: Ein Big-Band-Eintopf gelingt am besten, wenn man ihn aus hochkarätigen Individualisten zusammenwürfelt. Man lasse sich nur die Namen der Saxofonisten auf der Zunge zergehen: Steve Coleman, Greg Osby, Chico Freeman, Gary Thomas, Hamiett Bluiett und natürlich Rivers selbst. Über Funk- und Latinrhythmen entwickeln sich freie Improvisationen, unterbrochen und angespornt von Bläsersätzen, so fett, knackig und schräg, wie man sie bisher kaum je gehört hat.
Die CD vereint Werke aus dreißig Schaffensjahren von Sam Rivers und dokumentiert so einen der eigenständigsten und originellsten Big-Band-Komponisten des Jazz. Ein vielschichtiges Stück Kunst, das bei jedem Hören neue Facetten preisgibt. Diese Platte hat das Zeug zum Klassiker und könnte zu einer Inspirationsquelle für zeitgenössischen Big-Band-Jazz werden. Doch Vorsicht: keine leichte Kost!

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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