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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Re-Discovered Louis and Bix - Lost Treasures Of Louis Armstrong and Bix Beiderbecke

Randy Sandke, New York All Stars

Nagel-Heyer Records 6 45347 00582 2
(62 Min., 1999) 1 CD

Was für eine anspruchsvolle Fleißaufgabe! Finde Noten von Louis-Armstrong-Kompositionen, die Satchmo nie eingespielt hat oder von denen keine Aufnahmen mehr erhalten sind. Halte Ausschau nach Werken, die er in einer ganz anderen Version oder nur unvollständig einsgespielt hat. Matrizen etlicher Aufnahmen von Bix Beiderbecke wurden von der Plattenfirma zerstört, statt veröffentlicht – weil sie zu jazzig waren. Gibt es da noch Noten? Wie könnte das geklungen haben? Was ist mit den mündlich überlieferten Beiderbecke-Kompositionen? Da hat etwa der Violinist Joe Venuti vor Jahrzehnten dem Produzenten George Avakian auf dem Klavier ein Stück vorgespielt, das er mit Bix zusammen geschrieben hatte ...
Das ist schon musikhistorisch spannend genug. Hat man aber auch Musiker an der Hand, die mit viel Liebe, Umsicht und Bravur diese Trouvaillen für die Nachwelt retten, kann man nur glücklich danke sagen. Und staunen ob des Einfühlungsvermögens: Louis Armstrongs Musik klang 1923 bei King Oliver ganz anders als 1946 mit eigener Band. Und Bix auch ist nicht gleich Beiderbecke. Es ist ja nicht damit getan, dass man sich sogar Satchmos beste Trompete und Bixens Kornett für die Aufnahme ausleihen konnte.
Der Trompeter und Arrangeuer Randy Sandke konnte sich für diese Aufnahme auf seine fünfzehn Kollegen aus der Crème de la Crème der amerikanischen Traditionalisten und Allrounder verlassen. Da sind Größen darunter wie Dick Hyman, ein unglaubliches Chamäleon unter den Pianisten, Swing-Klarinettisten wie Kenny Davern und Ken Peplowski oder der Armstrong-Jünger Nicholas Payton. Sie treffen zwar den Geist des jeweiligen Stils, hundertprozentige Stilkopien liefern sie jedoch nicht; wer hört schon gern Jazz ohne ein Fünkchen persönlicher Handschrift? Sandkes eigene Anpassungsfähigkeit ringt Respekt ab. Auf Fletcher Hendersons "Stampede" etwa schlüpft er in die doppelte Rolle der miteinander jammenden Trompetenidole der zwanziger Jahre, Bix und Satchmo, deren legendäre Begegnungen ja nie aufgenommen wurden. Heutzutage, wo jeder Jazzer auf Teufel komm raus "sein eigenes Ding durchzieht", grenzt so gelungene authentische Aufführungspraxis an ein kleines Wunder.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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