Als Filmkomponist für Roman Polanski und andere polnische Regisseure fand Krzysztof Komeda weltweit Beachtung. Doch der leidenschaftliche Jazzpianist sah diesen Zweig seines Schaffens mehr als Geschäft, suchte Selbstverwirklichung in den Kompositionen, die er seinem Quintett auf den Leib schneiderte. Dass darin zwischen 1963 und 1967 Tomasz Stanko seine entscheidende Prägung erfuhr, war für den polnischen Trompeter nur einer von mehreren guten Gründen, dem 1968 ums Leben gekommenen Mentor und Freund ein musikalisches Denkmal zu setzen.
Ein weiterer waren natürlich die Kompositionen selbst: Ob ausladende Tonepen wie "Svantetic" oder Miniaturen wie "Sleep Safe and Warm" aus Polanskis "Rosemary's Baby" – stets entfalten Komedas Themen eine unwiderstehliche Suggestivkraft. Mit wenigen Tönen umreißen sie eine Stimmung und stecken den emotionalen Rahmen für die Solisten ab. Diesen mit geradezu schmerzlicher Intensität auszuloten, versteht Tomasz Stanko wie kein anderer. Nicht Töne, sondern pure Emotionen entringt er seiner Trompete. Das Musikalische ist bei ihm transzendiert zum reinen Ausdruck, zu Frage und Selbstbekenntnis, Sinnsuche und Schmerzensschrei. Miles Davis ist tot, lang lebe Tomasz Stanko!

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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