Die pianolose Besetzung Saxofon, Kontrabass, Schlagzeug ist nach wie vor eine Besonderheit. Die Sehnsucht nach funktionsharmonischer Grundierung lässt sich eben durch eine Klavierbegleitung am besten bedienen. Wer sich die allseitige Offenheit aufs Panier geschrieben hat, wie Trio 3, verzichtet jedoch gerne auf das Tasteninstrument.
Für Oliver Lake (Saxofon), Reggie Workman (Bass) und Andrew Cyrille (Schlagzeug) bedeutet dieser Verzicht einen Gewinn für das Potential dieser Band, und das ist diese diskurshafte logische Linearität, die das gemeinsame Musizieren der drei Veteranen der einstigen Free-Jazz-Avantgarde zu spannenden Simultan-Gesprächen macht. Alle drei waren Meister der Hardcore-Jazz-Genres Bop, Free oder Freebop. Mittlerweile altersweise geworden, sind sie über stilistische Grenzziehungen erhaben. Die neun Stücke der CD sind - bis auf die Sprechgesangseröffnung von Andrew Cyrille - zur Improvisation hin offene Kürzelthemen, wie sie auch Mal Waldron liebt; der ist als einziger Fremdkomponist mit einer Nummer vertreten.
Ob nun im freien Puls musiziert wird oder mit diesem kraftvoll offenen Swing Andrew Cyrilles, stets bleibt die Musik auf ihren Fortgang hin spannend und berührt mit ihrer reifen Warmherzigkeit, die sie einer "Dreifaltigkeit" verdankt: dem strahlenden Altsaxofonton Oliver Lakes, der schon am Erfolg des World Saxophone Quartets entscheidenden Anteil hatte, und in dem die Abstraktion und Erdhaftigkeit immer wieder spannende Verbindungen eingehen; den flexiblen und mächtig zupackenden Bassbewegungen Reggie Workmans, die schon John Coltrane schätzte; und dann ist da noch das wunderbare Schlagzeugspiel Andrew Cyrilles, dessen freies Spiel von gleicher Finesse ist wie seine Straight-ahead Beats.
So sind die "Open Ideas" von Trio 3 durchgehend beeindruckend, ja fesselnd und mitunter gar spirituell bewegend.

Thomas Fitterling, 01.09.2007

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