„Red Nights“ bildet den Anfang einer auf neun CDs geplanten Vertonung der Erzählungen aus 1001 Nacht durch den New Yorker Musikguru Kip Hanrahan. Seine Scheherazade, der weibliche Ursprung aller Geschichten, lebt im Hier und Jetzt und ist eine Schwarze. Vor einem bunt gewebten Klangteppich erzählt sie zusammen mit anderen Vokalisten von Liebe und Sinnlichkeit. Wie das Begleitheft zwei verschiedene Textebenen übereinanderlegt, die nur mit Mühe zu entziffern sind, so gibt auch die CD ihre Geheimnisse nur bei wiederholtem Hören preis. Für ein besseres Verständnis empfiehlt sich die begleitende Lektüre der entsprechenden Geschichten.
So sehr auch die Konzeption des Projektes fasziniert, bleibt doch fraglich, ob die Musik auch ohne den literarischen Hintergrund dauerhaft fesseln kann. Die Kompositionen bestehen meist aus endlos wiederholten Vamps (ostinaten, harmonisch und rhythmisch einfachen Figuren) und würden kaum zu mehr als „Easy Listening“ (vgl. Track 6) taugen, wenn nicht die beteiligten Musiker das Ganze auf eine andere Ebene hieven würden: Neben dem beseelten Bassspiel von Jack Bruce und den vielschichtigen Rhythmen der afrokubanischen Perkussionisten erfreut vor allem der harmonische Reichtum von Mike Cains Pianospiel. Der Pianist und Organist Don Pullen ist hier auf einer seiner letzten Aufnahmen zu hören.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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