home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5

Open Sesame

Freddie Hubbard

Blue Note/Capitol 4 95341 2
(54 Min., 6/1960) 1 CD

Freddie Hubbard hat seit diesem seinem Debüt eine Fülle guter Platten aufgenommen, aber auch manche kommerziellen Abwege beschritten. Sein Rang innerhalb der Jazzgeschichte fußt hauptsächlich auf seinen Sideman-Aktivitäten bei epochalen Produktionen unter der Leitung von Ornette Coleman, John Coltrane, Eric Dolphy und Herbie Hancock - diese zogen ihn ob seiner mühelosen Technik in den höchsten Lagen und den schnellsten Tempi für Sessions heran, die kaum auf der Linie seiner eher konservativen Hardbop-Ästhetik lagen. So musste er sich bei aller Virtuosität den Vorwurf anhören, nicht ganz aus sich heraus gegangen zu sein, nichts wirklich Persönliches beigetragen zu haben.
Im Nachhinein schlägt dieser zwiespältige Eindruck auch auf seine eigene, im Grunde untadelige Musik zurück. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Hubbard spätere Alben ("Ready For Freddie", "Hub-Tones") zunehmend mit Originals bestückte, hinterließen die Sidemen jeweils einen individuelleren Eindruck - seien es Wayne Shorter, Herbie Hancock oder, wie hier, die späteren Leader McCoy Tyner, Sam Jones und vor allem Tina Brooks.
Das könnte auch daran liegen, dass der Tenorist Brooks ("Tina" ist ein Spitzname, den er als Teenager erhielt) die beiden markantesten Themen dieses Albums komponiert hat, das Titelstück ("Sesam öffne dich") und "Gypsy Blue", das auf jeder Bar-Mitzwah Furore machen könnte. Der glücklose und früh verstorbene Brooks (1932-74), dessen klingender Nachlass Blue Note zu verdanken ist, wurde von eben dieser Firma stiefmütterlich behandelt: Von den vier Platten unter eigener Leitung erschien zu seinen Lebzeiten gerade eine ("True Blue"): Sein voll ausgereifter Stil erinnerte wohl zu stark an Hank Mobley, als dass das Label die Karrieren beider hätte fördern können; aber auch seine zurückhaltende Art und ein Hang zur Selbstzerstörung werden ihren Teil beigetragen haben.
Doch selbst Freddie Hubbard konnte trotz zahlloser Einspielungen seit den späten fünfziger Jahren die hohen Erwartungen nicht wirklich einlösen, die er am Beginn seiner Laufbahn geweckt hatte: Wie der seit zehn Jahren gesundheitlich angeschlagene Trompeter kürzlich in einem Interview eingestand, verschleuderte er einen Teil seines Talents wahllos, weil ihm lange alles zu leicht fiel.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top