Die Aussteuerungsanzeige jedes Tapedecks ist am rechten Ende rot markiert: Wenn hier die LEDs aufleuchten, treten Verzerrungen auf. Mit dem Risiko, stets volles Signal zu geben, spielt im übertragenen Sinn das Trio um den Gitarristen Frank Möbus. Dabei ist die Musik selten wirklich laut, aber sie stößt in neue Grenzbereiche vor. Da erhalten atonale melodische Querschläger über einem infektiösen Groove plötzlich so etwas wie gesanglichen Charme, und Elvis Presleys "Love Me Tender" mutiert zur befremdlichen Geräusch- und Klangkollage.
Frank Möbus, Rudi Mahal (bcl) und John Schröder (dr), der in zwei Titeln auch Gitarre spielt, gehören nicht nur zu den hoffnungsvollsten und eigenständigsten Jazztalenten ihrer Generation, sondern bilden in diesem Trio ein neues Ganzes, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Sie produzieren eine Musik, so reich an Schattierungen und ungewöhnlichen Wendungen, dass die Kritik erst nach neuen Worten suchen muss, um sie zu beschreiben. So viel dürfte indes sicher sein: Der Rote Bereich gehört zu den wenigen Formationen, die den zukünftigen Klang des Jazz mit prägen werden.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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