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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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12!

Sonny Stitt

32Jazz/In-Akustik 6 04123 21762 0
(40 Min., 12/1972) 1 CD

Wenige Saxofonisten haben, zumal in ihren letzten Jahren, so viele Alben aufgenommen wie Sonny Stitt. Er fand nicht einmal etwas dabei, bei verschiedenen Firmen innerhalb kurzer Zeit in ihrer Ähnlichkeit nahezu austauschbare Platten einzuspielen. Je nach der Gunst der Stunde konnte er eine uninspirierte Pflichtübung (die bei einem Meister seines Kalibers freilich ein respektables Niveau erreicht) abliefern oder den Hörer mit seiner schier unerschöpflichen gestalterischen Fantasie beglücken. Seinem Ruf hat er damit geschadet. Wer mit der falschen Stitt-Platte anfängt, vergisst ihn wohl für allezeit als irgendeinen guten Saxofonisten im Plattenschrank. Wer mit einem Meilenstein wie "Stitt / Powell / Johnson" in die Künste des blitzgeschwinden, blitzgescheiten Beboppers eingeweiht wird, glaubt an seinen Genius und hält ihm als Sammler die Treue.
Guter Rat ist nicht teuer. Man kann sich, bei allen Ausnahmen, wie bei Wein, in etwa an den Jahreszahlen orientieren. Die späten vierziger und die mittleren fünfziger Jahre sind eine Goldgrube, die späten sechziger oft fad, die frühen siebziger wieder erstklassig. 1972 war ein Jahrgang erster Wahl. Am 12.12. - darauf bezieht sich der Titel des zwölftaktigen Blues "12" – scheint Sonny von der Sonne des Glücks angelächelt worden zu sein, deren Strahlen wieder als lichte Läufe seinen Saxofonen entströmten.
Stitt standen mit dem Pianisten Barry Harris, dem Bassisten Sam Jones und dem Drummer Louis Hayes bewährte Meisterbopper zur Seite. Die ewigen Vergleiche mit Charlie Parker, die Stitt einst gezwungen hatten, auf das Tenor umzusteigen, waren zu Beginn seiner Karriere überwiegend auf einen ähnlichen Sound zurückzuführen. Doch an der geradlinigeren, ebenmäßigeren Linienführung war er schon damals gut zu unterscheiden.
Zum späten Zeitpunkt dieser Aufnahmen hätte ihn niemand mehr mit Parker verwechseln können. Sein etwas von Lester Young beeinflusstes Tenorspiel hatte deutlich auf sein Altspiel abgefärbt, klanglich, in der Phrasierung und im sparsameren Einsatz seiner überragenden technischen Fähigkeiten. So sind die fünf Standards (darunter ein ansprechend schnörkelloses "I Got It Bad" und zwei Verbeugungen vor Lester Young) und zwei Bluesnummern des Albums ein schöner Beweis, dass Stitt nicht jener Imitator Charlie Parkers war, als der er in der Jazzgeschichte das Dasein einer Fußnote fristet. Er war einer der kreativsten und swingendsten Saxofonisten der Jazzgeschichte.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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