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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Plays John Coltrane

McCoy Tyner

Impulse/Universal 589 183-2
(66 Min., 9/1997) 1 CD

Diese vier Jahre alte Aufnahme wurde wohl für einen passenden Anlass zurückgehalten: Tyner ist längst bei Telarc unter Vertrag. Der imaginäre 75. Geburtstag seines Freundes, Mentors und wichtigsten Weggefährten John Coltrane lieferte nun endlich diesen Anlass. Schon vor zehn Jahren hatte Tyner unter dem Motto "Remembering John" (Enja) eine gelungene Coltrane-Hommage eingespielt.
Die neue CD entstand exakt am 71. Geburtstag Coltranes im legendären "Village Vanguard", wo vor vierzig Jahren - ebenfalls für Impulse - zwei berühmte Coltrane-Alben mitgeschnitten wurden, an denen auch McCoy Tyner beteiligt war. Bestimmt ein günstiges Omen für das Trio mit dem Basswunder George Mraz und dem zuwenig gefeierten Schlagzeuger Al Foster: Diese Formation zählt zu den besten Gruppen in Tyners Karriere.
Allerdings gibt es bei solchen, einem einzelnen Musiker (und Komponisten) gewidmeten Alben ein Problem: die Wahl des Instruments. Wenn ich Tyner Coltrane spielen höre, ist es weniger die Assoziation, dass gleich jeden Moment Coltrane seine (Saxofon-)Stimme erheben müsste, es ist vielmehr ein Problem der Balance. Viele der späteren Stücke, die sich Coltrane für den eigenen Gebrauch schrieb, sind musikalisch betont einfach gehalten und dem von Natur aus einstimmigen Blasinstrument auf den Leib geschneidert. Durch die orchestrale Klangfülle Tyners entstand dazu ein aufregender Kontrast.
Jetzt wirken die Themenvorstellungen manchmal zögernd, halbherzig, wie der dürre Klavierauszug eines Orchesterwerks - eine solche innere Fülle transportierte Coltranes Ton. Tyner kann es folglich kaum erwarten, in die dann mit Feuereifer vollzogene Improvisation überzuleiten, während es Coltrane in lyrischen Einzelfällen auch schon reichte, ein paar Mal das Thema zu spielen: Bei "After The Rain" hält sich auch Tyner eng an das schlicht-schöne Thema: mit ebenso überzeugendem Ergebnis wie bei der Erstaufnahme. Gerade beim Klavier - vor allem, wenn man es so Ehrfurcht gebietend beherrscht wie Tyner - ist weniger oft sehr viel mehr.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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