Die Schule von Wynton Marsalis ist unverkennbar. Eric Reed, einst Pianist im Septett des Trompeters und danach ins Lincoln Center Jazz Orchestra übernommen, schrieb für sein eigenes, bei einigen Titeln geringfügig aufgestocktes oder auch abgespecktes Septett zehn Stücke, die weitaus mehr als Session-Vorlagen sind. Die Einleitungs- und Schlussteile hat er differenziert arrangiert, und die ebenso prägnanten wie aussagekräftigen Soli in den Mittelteilen werden mit einer Fülle abwechslungsreicher Muster unterlegt. Oder aber sie korrespondieren mit einer komponierten (!) Begleitung.
Eine fünfminütige Tanzsuite und eine dreiteilige, gut einundzwanzigminütige „Suite Sisters“ verdeutlichen Eric Reeds Sehnsucht nach größeren Formen jenseits der Songs. Seine eigenen Soli bettet Eric Reed stets unauffällig und ökonomisch ins Bandgeschehen. Dabei brilliert er vor allem in Duke Ellingtons „Mood Indigo“, einem Dialog mit dem ebenfalls für Wynton Marsalis aktiven Posaunisten Wycliffe Gordon. Ein Hauch von Stride, dazu eine sanft singende, manchmal auch greinende Posaune erzählen eine Geschichte von Düsternis, Hoffnung und wieder aufkeimender Freude.
Auch der „Romantic Rag“ weist in die Vergangenheit des frühen Jazz zurück - zumindest in jenen Teilen, in denen Eric Reed solo zu hören ist. Sobald die Band einfällt, landet die Nummer in einem schrägen, ausgebufft verfremdeten und dennoch eingängigen Mainstream. Dass die CD nach dem Eröffnungsstück „Happiness“ heißt, ist Programm: In ihm verbinden sich feinsinnige Arrangierkunst, solistisches Können und scheinbar unbeschwertes Vergnügen.
Werner Stiefele, 05.07.2001
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