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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Aufnahmen von 1928 - 45

Duke Ellington

Phonodor/SPV 085 31042
(48 Min.) 1 CD

Was hat man sich in den letzten Jahrzehnten für Mühe gegeben, Schellackaufnahmen heutigen Hörvorstellungen anzupassen! Man hat sie ihres typischen Rauschens beraubt; dabei ist das Tilgen der Laufgeräusche für Alt-78er eine ähnliche Ketzerei wie für Teetrinker die Entfernung der Patina auf dem Porzellan oder für Pfeifenraucher das Abschaben der Kohlenkruste im Pfeifenkopf. Dann hat man sie auch noch künstlich stereofon aufgepeppt, ganz so, als wüsste man heute noch, wo welcher Musiker bei der Aufnahme stand. Bei der Säuberungsaktion hat man schließlich häufig auch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und neben dem (nicht unumstrittenen) Scharm der Nebengeräusche auch den Klang der Musik selbst auf dem Altar der Technik geopfert. Es ist kein Geheimnis, dass manche Schellack - Lagerfeuer hin oder her - besser klingt als ihre Überspielung auf CD.
Nun sind die Technologen einen Schritt weiter: Dank einem ausgefeilten Überspielsystem klingt eine Schellack beim Label Phonodor wie - eine Schellack! Ja, genauso gut wie diese Ellingtonia haben sie vor siebzig Jahren geklungen (oder hätten sie mit unseren modernen Boxen und Verstärkern).
Das Programm des (mit 49 Minuten leider kurz geratenen) Ellington-Albums ist sehr ansprechend, wenn auch zweifellos eine Zufallsauswahl. Da ging es wohl nicht um eine Auswahl von Ellingtons bekanntesten Werke, sondern um die am besten erhaltenen Schellacks. Die Herausgeber sind offensichtlich auch keine Jazz-Spezialisten, sie liefern weder Besetzungsangaben noch einen Kommentar zu den Aufnahmen. Dabei wäre es für den Hörer interessant zu erfahren, dass auf dem "Yellow Dog Blues" erstmals Ellingtons Star-Solist Johnny Hodges zu hören war, damals noch auf dem Sopransaxofon. Da die Herausgeber um Hilfe bei einigen Aufnahmedaten bitten, sei verraten, dass "(Otto, Make That) Riff Staccato" vom 1. Mai 1955 und "Mood To Be Wooed" vom 4. Januar 1945 stammt. Der Freude an diesen unverwüstlichen, teils kaum bekannten Meisterleistungen Ellingtons tun solche Dokumentationsschwächen keinen Abbruch.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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