Liegt es daran, dass Dave Brubeck für sein aktuelles Soloalbum drei Anläufe brauchte? Jedenfalls ist "One Alone" nicht der große, altersweise Wurf geworden, den der gleichaltrige John Lewis soeben mit "Evolution" landete. Aber schon "Brubeck Plays Brubeck" (Columbia, 1954) enthielt nicht unbedingt die definitiven Versionen von "In Your Own Sweet Way" oder "The Duke". Einen Titel - das frühe "Weep No More" von 1945 - wiederholt Brubeck hier sogar, und man kann sagen: Grundlegend hat sich sein Ansatz seither nicht geändert, er ist (leider) nur weniger kontrapunktisch als früher.
Bis auf den "Summer Song" serviert Dave Brubeck uns hier vorwiegend reharmonisierte Standards aus seiner Jugendzeit. Dass die schon eine ganze Ecke her ist, wäre an sich kein Beinbruch - wenn er in die allzu freundlich vor sich hin plätschernden Oldies etwas mehr rhythmischen Drive investierte. Dass Brubeck die Musik zwischendurch pathetisch aufrauschen lässt, bringt sie dem Jazz leider auch nicht näher. Denn dafür brauchte er schon immer Leute wie Paul Desmond oder Bobby Militello. Das Solopiano sollte Brubeck lieber anderen überlassen.
Mátyás Kiss, 23.11.2000
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