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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Live At The Jazz Workshop - Complete

Thelonious Monk

Columbia Legacy/Sony C2K 65189
(148 Min., 11/1964) 1 CD

1998 erschien die digitale Neuauflage des nur wenige Tage zuvor "Live At The It Club" entstandenen Mitschnitts aus Los Angeles. Als logische Fortsetzung gibt es jetzt endlich auch die Aufnahmen aus San Franziskos "Jazz Workshop" - ungekürzt und alle verwendbaren Stücke enthaltend. Erstaunlich, dass sich so wenige Titel im Laufe der zweieinhalb Stunden wiederholen.
Monk erfreut uns mit einem repräsentativen Querschnitt durch sein nahezu komplettes Bühnenrepertoire, das bis auf wenige Standards aus mehreren Dutzend Eigenkreationen sehr spezieller Art bestand, die sich im Laufe von etwa zwanzig Jahren angesammelt hatten. Viele Nummern waren inzwischen zu Jazzstandards avanciert - "Well You Needn't", "Straight, No Chaser" oder "'Round Midnight" sind natürlich auch hier enthalten. Trotzdem scheiterten an seinen Stücken weiterhin vor allem solche Musiker, die sie nicht mit ihm persönlich erarbeitet hatten.
Die sechziger Jahre waren eine besondere Periode in Monks Schaffen: man könnte sie die Erntezeit nennen. Endlich hatte er einen Vertrag mit einem Major-Label, wodurch seine Reputation schlagartig wuchs. Im Jahr dieser Westküsten-Tournee bekam er dank zahlreichen, mit seiner Musik nicht unbedingt in Zusammenhang stehenden Verschrobenheiten sogar eine Titelgeschichte im "Time Magazine"; diese Ehre war bislang nur Dave Brubeck zuteil geworden. Vor allem aber hatte er seit 1959 in Charlie Rouse einen Tenorsaxofonisten an seiner Seite, der seine Musik mehr als voll und ganz verstand: er liebte und lebte sie.
Die Rhythmusgruppe - Larry Gales und Ben Riley - hatte erst kürzlich gewechselt, stürzte sich aber mit Feuereifer in die hier durchweg taufrisch klingende Musik und ließ sich durch Monks kindliche Freude an teils mehrmals in Folge attackierten, dissonanten Akkorden, seine in sich schlüssige, aber querständige "time", seine langen Denkpausen oder für ein Tänzchen genutzten Auszeiten nicht aus der Ruhe bringen: Selten habe ich einen Jazzbassisten so volltönend swingen und pulsieren gehört wie den zu wenig gepriesenen Larry Gales - ein Eindruck, den die knackig präsente Aufnahmetechnik noch verstärkt - manchmal erliegt man der Illusion, Monks Quartett gastiere im eigenen Wohnzimmer.
Auch der vorbildlich akzentuierende und mit dem Solisten dialogisierende Schlagzeuger Ben Riley scheint mir - neben Art Blakey, da muss ich dem Kollegen Thomas Fitterling zustimmen - der ideale Sideman für Monk zu sein. Nicht umsonst pflegte Riley viel später in der Gruppe Sphere Monks Andenken.
Endlich kann man ausführlich beiden Solobeiträgen lauschen, die auf den damaligen Studioplatten und auch noch auf dem 1982 - Monks Todesjahr - erschienenen Doppelalbum meist erbarmungslos unter den Schneidetisch fielen. Dieses respektlose Verfahren hatte den vollkommen falschen Eindruck erzeugt, der Leader hätte nur seinem treuen Vasallen Rouse Platz für Soli eingeräumt, während die beiden anderen noch froh sein konnten, als achselzuckend geduldete Rhythmusknechte ihr karges Brot zu fristen. Nun obliegt es nur noch den Verfassern von Jazz-Geschichtsbüchern, einer der besten festen Besetzungen jener aufregenden Ära offiziellen Tribut zu entrichten.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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