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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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The Complete Science Fiction Sessions

Ornette Coleman

Columbia Legacy/Sony C2K 63569
(109 Min., 9/1971, 9/1972) 2 CDs

Ornette Colemans Produktivität brach sich seit jeher eruptiv Bahn - so auch bei seiner ersten Aufnahmesitzung für Columbia Records am 9. September 1971, als er auf Anhieb genug Material für anderthalb Langspielplatten aufnahm, also gut die Hälfte dieser Doppel-CD. Einiges davon realisierte er im Rahmen seines "klassischen" Quartetts mit Don Cherry, Charlie Haden und Billy Higgins, einiges im Quintett mit Dewey Redman am Tenor, Bobby Bradford anstelle Cherrys und Ed Blackwell statt Higgins' - darunter die Coleman-Klassiker "Law Years" und das als "Theme From A Symphony" auf dem Prime-Time-Debüt "Dancing In Your Head" enthaltene "School Work" - und schließlich vier Titel im Septett mit allen erwähnten Spielern gemeinsam.
Coleman besann sich also auf "The Shape Of Jazz To Come", seinen legendären Einstand bei Atlantic, sowie "Free Jazz" - diesmal aber mit nur einem Bassisten, auskomponierten Themen ("Happy House", "Broken Shadows") und auf seine Musik präzise eingeschworenen Spielern, die eine ein Jahrzehnt früher so noch nicht gekannte rhythmische Dichte erzeugen und die Bläser allesamt zu feurigen Soli anregen. Ironischerweise erblickten gerade diese grandiosen Titel erst 1982 das Licht der Welt: Coleman war 1973 gemeinsam mit Bill Evans, Keith Jarrett und Charles Mingus aus seinem Vertrag entlassen worden, sodass auch ein bereits fertig produziertes Doppelalbum Colemans mit den Meistermusikern des marokkanischen Dorfes Joujouka nicht mehr herauskam. Dabei ist es bis heute, da sich die Bänder wieder in Colemans Privatbesitz befinden, geblieben - mit dem Ergebnis, dass wir den dem Vernehmen nach ungeheuren Einfluss, den diese Begegnung auf Ornettes musikalische Konzeption ausübte, nicht nachprüfen können.
Die "Complete Science Fiction Sessions" sind das Scharnier zwischen Colemans freitonalem, akustischem Frühwerk und der harmolodischen, elektrisch verstärkten "Prime-Time"-Periode. Was die leider nicht sinnvoll angeordneten CDs dann noch enthalten - skurril missratene Titel mit dem Dichter David Henderson, der Sängerin Asha Putli und dem Blues-Shouter Webster Armstrong - gehört allerdings zur Sparte "Varia und Curiosa": Man kann sie nach einmaligem Hören getrost überspringen.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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