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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Ein Beispiel für die engagierte und wertvolle Arbeit kleiner Labels: Sämtliche Lieder des Franzosen Albert Roussel (1869-1937) in einer niveauvollen Aufnahme mit guten Sängern und Instrumentalisten.
Nach wie vor beschränkt sich zumindest in Deutschland die Popularität der französischen "mélodie" auf Werke von Debussy und Fauré. Kein Wunder: Obwohl Roussel in seiner Jugend von Debussy beeinflusst wurde und noch ein Zeitgenosse Faurés war, bediente er sich einer schwerer greifbaren und eigenwilligeren Tonsprache als in Frankreich zu jener Zeit üblich. Unterrichtet und gefördert wurde Roussel unter anderem von dem umtriebigen Vincent d'Indy; er war sein Schüler an dessen Pariser Privatkonservatorium "Schola Cantorum" und unterrichtete später auch dort. Als Kompositionslehrer beeinflusste er wiederum die Entwicklung von Satie und Martinu.
In Roussels Liedern spiegelt sich seine Entwicklung von einer impressionistischen Tonsprache zu einem eigenen Idiom wider, die unter anderem auf einer Erweiterung des harmonischen Raums, der Befreiung von traditionellen Floskeln und dem Experimentieren mit neuen Inhalten und Formen basiert. Beispiele dafür sind das reizvolle "Jazz dans la Nuit" für Sopran und Klavier und die beiden Vokalisen für diese Besetzung, von denen besonders die erste zunächst Rachmaninows berühmte Komposition gleichen Namens anklingen lässt, dann aber ganz andere Wege geht.
Unter den drei Sängern dieser Gesamtaufnahme sticht vor allem der Tenor Yann Beuron durch seine ausgereifte Technik, Gestaltungskraft und Stimmschönheit hervor. Die Sopranistin Marie Devellereau steht mit ihrer hellen, mädchenhaften Stimmgebung in bester französischer Tradition des leichteren Sopranfachs, vormals vertreten durch Sängerinnen wie Géori Boué oder Martha Angelici. Der Bariton Laurent Naouri überzeugt vor allem in Passagen, die kräftigeren Zugang erfordern; im Piano vor allem in höherer Lage scheint sein Gesang nicht ganz frei. Hervorragend flexibel und ausdrucksvoll begleitet der Pianist Billy Eidi.

Michael Wersin, 01.09.2007


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