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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Streichquartett op. 127, Klaviersonate op. 101

Academy of St Martin in the Fields, Murray Perahia

Sony CD 93 043
(57 Min.) 1 CD

Geht gemeinhin die Rede von den "späten" Streichquartetten Beethovens, so sind damit jene wundersamen, in ihrer Modernität so unfassbar radikalen Stücke gemeint, die mit dem Opus 127 beginnen. Dieses Streichquartett, am 6. März 1825 mit mehr als mäßigem Erfolg durch das Schuppanzigh-Quartett aus der Taufe gehoben (was vor allem daran lag, dass die frisch gestochenen Noten zu spät bei den Interpreten eintrafen), hinterließ bei den Zuhörern der Uraufführung verwunderte Fragen. Das Dissoziative, Disparate, kurzum: der beharrliche Stimmungswechsel in diesem Stück mochte den Ohren seinerzeit einfach nicht gefallen. Heute gehört das Es-Dur-Quartett zum Kanon, und ganz gewiss ist es vom mächtigen "Big Five"-Häuflein das am wenigsten spektakuläre, weil in Form und Inhalt am meisten gemäßigte. Vielleicht verfielen Murray Perahia und die Musiker der Academy of St. Martin in the Fields deswegen auf die Idee, eben dieses Stück zu arrangieren - und zwar für Streichorchester.
Ob es gelungen ist? Eine schwierige Frage. Klanglich reizvoll ist die Interpretation allemal. Geschliffen auch, weil von hoher Diskurskultur geprägt, transparent durch alle Stimmen hindurch. Murray Perahia, hier erstmals als Dirigent zu erleben, leitet mit großem Sachverstand, die Strukturen des Stücks klug darlegend. Doch will der Zweifel nicht weichen: Warum ein solches Stück gewissermaßen klanglich ausdehnen, wenn der Meister selbst es für vier vernünftige Leute geschrieben hat? Warum etwas hinzufügen, was nicht hinzugefügt sein will? Warum überhaupt diese zunehmende Lust an der Bearbeitung? Nun, es sei. Und es gefällt ja auch ein bisschen. Außerdem gibt es auf dieser Aufnahme ja noch ein Original zu bestaunen: die Klaviersonate in A-Dur op. 101. Ebenfalls das erste der "Big Five" seiner Art, somit ein Auftakt zum "verrückten" späten Beethoven. Murray Perahia spielt die Sonate feingliedrig, pointiert, anschlagstechnisch ohne jeden Makel, er spielt sie mit Noblesse. Jedoch, er spielt sie ohne jeden Furor. Und ohne je abgründig zu sein. Und selbst die harsche Fuge klingt unter seinen Händen wie ein braves Pflichtstück. Ist sie aber nicht. Deswegen bleibt der Eindruck zwiespältig.

Tom Persich, 01.09.2007


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