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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig Thuille, Hans Pfitzner, Rudi Stephan

Werke für Geige und Klavier

Christoph Schickedanz, Bernhard Fograscher

Telos/Liebermann 030
(62 Min., 7/1999) 1 CD

Wo die Wiener Schule forsch voranstürmte, versuchte die - etwas ältere - Münchner Schule einen Spagat: Gemäßigte Moderne, erhitzt zwar von Wagners Harmonik, aber zugleich kühlen Kopf bewahrend mit Brahms, mit dessen Klassizität. Der einst hochberühmte, heute fast vergessene Ludwig Thuille, ein Schüler des Klassizisten Joseph Rheinberger und Freund von Richard Strauss, rief sie aus, zeitweise zählten sich Strauss, Reger, Pfitzner, Rudi Stephan und Max von Schillings gerne zu deren Protagonisten, Lehrer und Schüler zugleich. Für die Mitwelt eine hohe Attraktion, wischten für die Nachwelt Schönberg, Strawinsky, Bartók sie weg.
Erst die Laserlichtsuche nach Verschollenem fördert sie nun wieder zutage, die „Münchner Schule“. Zwei Sonaten, von Thuille und Pfitzner, eine „Groteske“ von Rudi Stephan - immer noch eine große Bandbreite, ein kaum leicht unter einen Deckel einzutopfendes Programm. Von fast neoklassischem Maß das Werk Thuilles: Es macht nicht viel her, es sei denn, man hört mit der Lupe. Thuille zeigt sich als Kleinmeister im Wortsinne, als Meister subtiler Verflechtungen eigentlich unspektakulären Materials. Dagegen Pfitzner: Im spröden Spätwerk fast ein Aufschrei. Pfitzner baut sozusagen die Brücke zum Expressionismus von Rudi Stephans „Groteske“, zur Caligari-Welt der schroffen Kontraste, schrägen Flächen und bizarren Farben.
Christoph Schickedanz’ dunkel timbrierter Geigenton (fast schon der einer Bratsche) passt dazu ganz exzellent, ebenso die emphatische Spielweise, unterstützt von Bernhard Fograschers quirlig-brillantem Klavier. Emphase, ja, aber keine Kurzatmigkeit! Allerdings ein bisschen direkt aufgenommen, das Ganze. Dennoch: Eine wirkliche Bereicherung des Repertoires.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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