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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzerte Nr. 4 und 5

Arthur Schoonderwoerd, Ensemble Cristofori

Alpha/Note 1 ALP079
(69 Min., 9/2004) 1 CD

Die Indizien sind eindeutig: Nur 24 Plätze standen im Wiener Palais Lobkowitz, dem ersten Aufführungsort von Beethovens viertem Klavierkonzert, für die Musiker zur Verfügung. Sind demnach Beethovens Klavierkonzerte in Wirklichkeit erweiterte Kammermusik mit solistischer Streicherbesetzung? In seinem Buch "Beethovens Konzerträume – Raumakustik und symphonische Aufführungspraxis an der Schwelle zum modernen Konzertwesen" hat der Akustiker Stefan Weinzierl die Wiener Konzertsäle der Beethovenzeit untersucht und festgestellt, dass in diesen Räumen schon kleine Besetzungen viel stärker und direkter auf die Hörer wirkten als moderne Orchester in den Konzerthallen von heute. Der niederländische Hammerflügel-Spezialist Arthur Schoonderwoerd setzt nun mit seiner Einspielung der Klavierkonzerte vier und fünf Weinzierls Schlüsse in die Tat um. Und wirklich: So unmittelbar und so lebendig haben diese Konzerte wohl seit Ewigkeiten nicht mehr geklungen. Das Problem der Klangbalance, das ältere Hammerflügel-Einspielungen (Tan, Levin) immer zu Kunstprodukten machte, löst sich hier von allein: Das Klavier ist Primus inter pares und steht in beständigem Dialog mit den Orchesterstimmen. Freilich ist das für Schoonderwoerd und sein Amsterdamer Ensemble Cristofori nur ein Mittel, um das poetisch-dramatische Programm dieser Werke nachzuzeichnen. Schlichtweg sensationell gerät vor allem das fünfte, dessen Kopfsatz zur Schlachtenschilderung im Surround-Sound wird. Die Instrumente bis hin zur martialisch krachenden Pauke schildern die vielfältigsten Gefechtseindrücke, die der Solist aufnimmt und emotional verarbeitet. Von dieser Unmittelbarkeit profitiert auch das vierte Konzert: Der Gegensatz Solist-Orchester im langsamen Satz etwa wird mit einer Schroffheit ausgespielt, die unmittelbar auf das Vorbild von Glucks Furienszene im "Orpheus" verweist, das relativ gemächliche Finale offenbart sich dagegen als pastorales Elysium. Die radikalste Beethoven-Erfahrung seit Harnoncourt.

Jörg Königsdorf, 01.09.2007


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