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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Obwohl dies nicht die erste Einspielung des noch nicht allzu lang wieder verfügbaren Requiems von Franz von Suppé ist, blieb das erstaunliche Werk gemeinsam mit anderen geistlichen Kompositionen Suppés bisher eine Fußnote der Musikgeschichte. Seine Qualität rechtfertigt diese untergeordnete Position allerdings kaum: Wenn es auch nicht den Tiefgang erstklassiger Vertonungen wie derjenigen von Mozart oder Verdi erreicht, so kann das Werk doch mit zahlreichen anderen Requiems mühelos mithalten. Für Irritationen sorgt nach wie vor wohl schlichtweg der Name des Komponisten, den man gewöhnlich mit leichter Operettenmusik in Verbindung bringt. Das Requiem steht musikalisch ganz abseits dieser anderen Lebenswirklichkeit Suppés, hinsichtlich seines Anlasses allerdings nicht: Es entstand 1855 im Angedenken an den 1850 gestorbenen Franz Pokorny, der als Direktor des Theaters an der Wien und Dirigent am Josefstädter Theater viel für die Bühnen-Karriere des aus dem dalmatinischen Split eingereisten Belgisch-Österreichers getan hatte.
Besonders in der vorliegenden Live-Aufnahme von 1997 unter Leitung von Michel Corboz offenbart das Werk eine überraschende Eloquenz und Leichtigkeit hinsichtlich seiner musikalischen Faktur; Corboz wäre allenfalls vorzuwerfen, dass seine Interpretation hier und da etwas ruppig bzw. zu wenig elegisch ausfällt. Hervorragend zum Vorschein kommt auf diese Weise - und der brillante Chor tut sein übriges dazu - die polyphone Struktur der Musik, die auf von Suppés Lehrzeit bei dem berühmten Tonsatzlehrer Simon Sechter (auch Schubert und Bruckner waren bei ihm) verweist und ansonsten wenig mit seinem Operetten-Stil gemein hat. Suppé vertont stets nah am Text; das "Tuba mirum" z. B. wird von drei Posaunen eingeleitet und, ähnlich wie bei Mozart, vom Basssolisten vorgetragen. Der Eingangssatz hat einen edlen marschartigen Charakter, der am Ende des Werks wieder aufgegriffen wird. Das "Dies irae" bringt es trotz obligatorischer Streicher-Tremoli nicht zu jenem lähmenden Ausdruck des Schreckens, zu dem Verdi fand; spektakulärer sind die großen, expressiven melodischen Bögen, die Suppé immer wieder einmal auszuspannen versteht.

Michael Wersin, 01.09.2007


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