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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Onute Narbutaite

Sinfonie Nr. 2, Liberatio, Metabolé

Litauisches Nationales Sinfonieorchester, Robertas Servenikas

Finlandia/Warner 0927 49597-2
(59 Min., 7/2002) 1 CD

Gelegentlich sollte man sich als Musikkritiker auch aus dem Fenster lehnen. Also: Onute Narbutaite ist neben Sofia Gubaidulina die interessanteste Frau auf dem holperigen Parkett der Neuen Musik. Dafür spricht zum einen ihre Vielseitigkeit. Die vorliegende CD ist die vierte einer bei Finlandia erscheinenden Reihe, und das Spektrum der Besetzungen, der Ausdrucks- und auch der Stilvielfalt ist bedeutend. Wobei - und das ist der zweite große Punkt - Stilvielfalt nicht mit einem Mangel an persönlicher Schreibweise zu verwechseln ist, denn diese besitzt die 1956 geborene Litauerin sehr wohl.
Narbutaites Musik ist zumeist frei atonal. Sie legt es in vielen Stücken darauf an, dem Klanggeschehen etwas Drängendes zu geben, wofür ihre zweite Sinfonie ein gutes Beispiel ist. Immer hat der Hörer den Eindruck, dass es auf ein bestimmtes Ziel zugeht, dessen Erreichen aber offen bleibt. Im zweiten Satz ergeben sich im gemächlich voranschreitenden, polyfonen Stimmengewirr immer wieder Harmonien und Übergänge, wie sie auch bei den Spätromantikern vorkommen. Das macht dieses Stück auch für Menschen, die sich bei Neuer Musik sonst die Ohren zuhalten, zu einem hörbaren Einstieg in Narbutaites Werk. Die “Leichtigkeit” dieses Satzes wirkt aber alles andere als anbiedernd, vielmehr hat man den Eindruck einer wirklich authentischen und tief gefühlten Komposition.
“Liberatio” scheint vor allem mit dem Gedanken des Gefangenseins umzugehen, hier als enger Tonraum der Instrumente versinnbildlicht. “Metabolé” für Kammerorchester ist von herbstlich depressiver Stimmung gekennzeichnet, die sich langsam in lichte, fast scharfe Höhen wandelt.
Das Litauische Sinfonieorchester unter Robertas Servenikas hat zu einer sinnreichen, nuancierten Interpretation der Werke Narbutaites gefunden, die diese CD zu einem kleinen Juwel macht.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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