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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Tristan Murail

Serendib, L'esprit des dunes, Désintégrations

Ensemble Intercontemporain, David Robertson

Accord/Universal 465 305-2
(54 Min., 7/1993, 9/1994) 1 CD

Tristan Murail ist neben dem früh verstorbenen Gérard Grisey der Bekannteste aus der Schule der französischen "Spektralisten", die ihre Musik aus dem Obertonspektrum von Instrumental- und Vokalklängen entwickeln. Wie die meisten am IRCAM, dem Pariser Forschungszentrum für elektronische Musik, arbeitenden Komponisten verschmilzt auch Murail in seiner Musik instrumentale und elektronische Elemente, besonders überzeugend in dem pittoresken und geheimnisvollen Wüsten-Poem "L'esprit des dunes", in dem zum Instrumentalensemble verfremdete Gesänge aus Tibet und der Mongolei erklingen. Das Ergebnis ist ein musikalisch hervorgerufenes Landschaftsbild – vielleicht ein Nachfahre der Sinfonischen Dichtungen des 19. Jahrhunderts?
Buntscheckig, sprunghaft und abwechslungsreich gibt sich "Serendib", ebenfalls mit elektronischer Beteiligung und ebenfalls mit bildhaften Assoziationen: Der Titel bezieht sich auf den Namen, den Sindbad der Seefahrer dem Land Ceylon gab. Murail vermeidet in seiner Musik, wenn sie auch unverkennbar nach IRCAM klingt, jene Gleichförmigkeit und Kühle, die die Musik einiger Komponisten aus diesem Umfeld prägt.
Ein paar Worte zur Serie "Compositeurs d'aujourd'hui", der diese CD entstammt: Es handelt sich um das Hauslabel des von Pierre Boulez gegründeten Pariser IRCAM-Instituts und des mit ihm sehr eng verbundenen Ensemble Intercontemporain. Die Reihe wurde vor kurzem von Universal in Deutschland veröffentlicht. Ihrem Ursprung und Zweck entsprechend, finden hier ausschließlich IRCAM-Komponisten ihr Sprachrohr – neben Murail sind dies Magnus Lindberg, Antoine Bonnet, Denis Cohen, Michael Jarrell, Fréderic Durieux, Philippe Manoury, Michael Obst, Ivan Fedele und andere.
Es wird also eine Stilrichtung ausführlich dokumentiert; insofern spricht die Serie auch einen eng umrissenen Interessentenkreis an. Ganz im Gegensatz zur bunten Vielfalt der hervorragend präsentierten Reihe "20/21", die bei Universal leider (vorübergehend?) auf Eis gelegt wurde. Bei der Konzeption der Serie "Compositeurs d'aujourd'hui" wurde jedenfalls ausschließlich an den französischen Markt gedacht: Die sehr umfangreichen und kompetenten Werkeinführungen gibt es nur auf Französisch und Englisch, die Künstlerbiografien sowie die Artikel über das IRCAM nur auf Französisch.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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