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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Michael Haydn, Gunther Kronecker, Wolfgang Amadeus Mozart

Requiem B-Dur, Kirchenwerke

KammerChor Saarbrücken, Kammerphilharmonie Mannheim, Georg Grün

Carus/Note 1 83.353
(62 Min., 3/2006) 1 CD

Keine Sorge: Dieses Michael Haydn-Requiem ist tatsächlich von Michael Haydn: Es ist nur im 200. Todesjahr des Komponisten seltener zu hören als das bekanntere Schwesternwerk in c-Moll, weil Haydn es nicht mehr vollenden konnte. Er hatte es in seinem Todesjahr im Auftrag des Wiener Hofes begonnen und war über der Arbeit daran gestorben. Das Fragment wurde dann zu seinem eigenen Begräbnis aufgeführt. Noch unfertiger als Mozart musste Michael Haydn sein opus ultimum hinterlassen: Nur Introitus und Kyrie hat er fertig gestellt, die Sequenz bricht schon in der fünften Strophe, also etwa am Ende des ersten Viertels, ab. Anders als Mozart plante Haydn auch nicht die Komplettierung des Stücks durch einen Vertrauten voraus und hinterließ offenbar keine Skizzen oder sonstigen diesbezüglichen Hinweise. So schien das Werk für Konzert und CD bisher recht unattraktiv zu sein, konnte es wegen seiner Unvollständigkeit und Kürze doch immer nur als Programmanhängsel dienen (Helmuth Rilling spielte es zusammen mit Joseph Haydns "Paukenmesse" ein). Allerdings gibt es auch von diesem Stück eine postume, vervollständigte Version. Der Kremsmünsterer Pater Gunther Kronecker fertigte sie im Jahre 1839 an; er orientierte sich mangels authentischer Hinweise u. a. an Haydns erstem Requiem, demjenigen von Mozart und außerdem an jenem Requiem in c von Georg Pasterwiz, das kürzlich noch einmal für ein Werk Michael Haydns gehalten wurde, weil dieser es (unvollständig) für sich abgeschrieben und eigenartigerweise mit seinem Namen versehen hatte. Ein fundiertes fachliches Urteil darüber, wie gelungen die Komplettierung tatsächlich ist, würde eine eingehende Untersuchung erfordern - auf den ersten Blick sei konstatiert, dass der stilistische Bruch durchaus wahrnehmbar ist, dass andererseits aber die Musik Kroneckers ohne Zweifel ihre Reize hat, ja von weit mehr als nur solider Faktur ist, wenn sie auch nicht jene sehr spezielle, unverwechselbare luzid-elegante, durch und durch organische Leichtgängigkeit erreicht, die Michael Haydns Stil auch noch in seinem Schwanengesang auszeichnet.
Die vorliegende CD entstand im Zusammenhang mit der Notenausgabe der Haydn-Kronecker-Gemeinschaftsarbeit im Carus-Verlag; es handelt sich, das darf man wohl getrost glauben, um die Weltersteinspielung der Kronecker-Vervollständigung des Fragments. Dem Kammerchor Saarbrücken gelang unter Leitung seines Gründers Georg Grün eine wahrhaft meisterliche Einspielung des Stücks: Junge, geschmeidige Chor- und Solostimmen adeln Haydns bzw. Kroneckers reizvolle melodische Linien; als Ganzes zeichnet sich der Chorklang durch ein Höchstmaß an Homogenität aus. Die Kammerphilharmonie Mannheim agiert mit perfekter Hingabe an den Chorklang, stützt hier und bereichert dort, ohne jemals zu überdecken. Eine wirklich schöne CD zum Michael Haydn-Jahr!

Michael Wersin, 01.09.2007


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