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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Gaetano Latilla

La finta cameriera

Cappella de' Turchini, Antonio Florio

Opus 111/ Helikon 30-275/276
(142 Min., 2/2000) 2 CDs

"Du riechst nach Sardellen!" singt Don Calascione seiner Geliebten ins Gesicht. Das soll zwar ein Kompliment sein, ist aber doch ein ziemlich ungewöhnlicher Arien-Beginn. Ansonsten ist die neuerliche neapolitanische Trouvaille des neapolitanischen Ensembles Cappella de' Turchini und seines Leiters Antonio Florio weniger ungewöhnlich denn konventionell. Witzig ist das "Divertimento giocoso per musica" allerdings.
Gaetano Latilla, 1711 in Bari geboren und 1788 in Neapel gestorben, komponiert bei weitem nicht so blöde, wie ihn die Radierung im Beiheft dreinblicken lässt; er ist handwerklich geschickt und hat hübsche Ideen zumal für die zahlreichen charakteristischen Arien in seinem turbulenten Stück.
Und das Libretto um die falsche Zofe (die, wir ahnen es, natürlich ein verkleideter Liebhaber ist) bietet zahlreiche Gelegenheiten für ausgiebige Situationskomik: Drei Pärchen müssen sich trennen und in neuer Konstellation wieder zusammen finden; am Ende gehen nur der schrullige Alte sowie der blasse Bruder des umtriebigen Latin Lovers leer aus. Der schlussendliche Jubel ist folglich ein nahezu kollektiver – und darf es in dieser Aufnahme auch deshalb sein, weil sich aus dem Ensemble der insgesamt sehr leichten Stimmen niemand wirklich in den Vordergrund drängt. Tatsächlich versteht Antonio Florio Latillas Oper, die in manchen Zügen der "Serva Padrona" Pergolesis verwandt ist, als leichtfüßiges Spiel-Stück; entsprechend hat er seine Sänger gewählt, und entsprechend spielen auch seine Musiker (die, bis auf einige intonatorische Unsicherheiten bei den Bläsern in der Sinfonia, wirklich gut sind).
Das ist hübsch, ist gut gemacht und leicht verdaulich. Bis hin zu dem Punkt, an dem es um tiefere Weisheiten über das Maskuline im Allgemeinen geht. "Ohne Mitleid", zieht da die züchtige Zofe Betta ihre Bilanz aus den Erfahrungen mit Männern, "sollte man sie sterben lassen. Doch dann ist es immer dieselbe Geschichte: Wir sprechen so - und tun dann doch das Gegenteil." Zumindest uns Frauen sollte das nachdenklich stimmen.

Susanne Benda, 01.09.2007


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