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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Ob sich das lohnt, eine ganze CD mit Orgelwerken von Komponistinnen? So fragt sich nicht nur der eingefleischte Macho: Schließlich sind gute Orgelkomponisten meist auch Organisten, und wie schwer es Frauen gemacht wurde, auf der Kirchenempore Platz zu nehmen, kann man sich noch heute von älteren Damen als lebendige Erfahrung erzählen lassen. Welche Wege auch immer die junge Japanerin Aya Yoshida, die in Köln katholische Kirchenmusik studierte, zu den Orgelemporen von St. Maria Laach und damit zu dieser Einspielung führten: es hat sich gelohnt. Besonders gelungen: ein Präludium, das Fanny Hensel für ihre eigene Hochzeit komponierte, sowie eine Sinfonie für Orgel der schwedischen Frauenrechtlerin Elfrida Andrée, welche die lichte, konturklare Romantik der Leipziger Schule um Mendelssohn und Gade effektvoll in die satteren Farben der Spätromantik taucht. Dank ihrer epochenübergreifenden Stilsicherheit, großer Geläufigkeit und bewusstem Atem integriert Yoshida auch eine frühklassische Sonate von Marianna Martines gut in das Programm. Allerdings: gegen die akademische Freudlosigkeit von Introduzione, Passacaglia und Fuge der 1924 geborenen Ungarin Ersébet Szönyi kommt Yoshida nicht an. Und trotz blitzender Augen, mit denen Johanna Senfter ihrem Förderer Reger auf alten Fotografien über die Schulter blickt, erwecken ihre zwei kurzen Choralvorspiele eher Assoziationen zwischen guter Hausmannskost und solide gewirkter, aber kratziger Sonntagshose. Dagegen macht das aus dem Geist lustvoll-archaischer Virtuosität erfundene Te Deum der früh verstorbenen Jeanne Demessieux gar Lust auf die 1950er Jahre: dieser Frau dürfte Yoshida auch gerne einmal eine ganze Platte widmen.

Carsten Niemann, 01.09.2007


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