Naïve V 5053
(59 Min., 5/2006) 1 CD
Für das Cover wurde sie zur katzenäugigen Kindfrau hochgestylt, doch ihr Klavierspiel zeichnet glücklicherweise ein ganz anderes Bild von Lise de la Salle: Auf ihrer mittlerweile dritten CD präsentiert sich die 18-jährige Ausnahmepianistin aus Frankreich in unbeschwerter Spiellust und findet einen erfrischend unverkrampften, in jedem Fall persönlichen Zugang zu den Erstlingskonzerten von Schostakowitsch, Liszt und Prokofjew. Mutig ist das allemal: Statt zu versuchen, den trockenen Sarkasmus von Schostakowitschs Eigenaufnahme seines Konzerts zu imitieren, aufgedonnerten Liszt à la russe abzuliefern oder bei Prokofjew mit Geschwindigkeitsrekordlern wie Andrej Gawrilow zu wetteifern, geht sie alle drei Werke mit dem gleichen, entspannt verspielten Gestus an. Luzide ist ihr Anschlag, klarköpfig ordnet sie selbst Prokofjews übersprudelnden Klaviersatz, anmutig, aber nie sentimental serviert sie langsamere Passagen – vor allem das sonst gern aggressiv herunterratternde Prokofjewkonzert profitiert von de la Salles noblem, geschmackssicheren Zugriff. Wie auf ihren ersten beiden Solo-CDs macht die Meisterschülerin von Geneviève Joy-Dutilleux der französischen Klaviertradition alle Ehre. Das Lissabonner Gulbenkian Orchestra unter Routinier Lawrence Foster begleitet zuverlässig, wenn auch ohne Anspruch auf letzte Klangpolitur.
Jörg Königsdorf, 01.09.2007
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