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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jean-Henry D´Anglebert, Jean-Baptiste Lully, André Campra

Chorégraphie

Andrew Lawrence-King

harmonia mundi HMC 907335
(73 Min., 3/2004) 1 CD

Ludwig XIV. hatte schon die bewundernswerte Konstitution eines Pferdes. Obwohl er von seinen Leibärzten immer gern unters Skalpell gelegt oder eifrig zu Ader gelassen wurde, erreichte er dafür nicht nur das schon fast biblische Alter von 72 Jahren. Tagsüber führte er stoisch seine Amtsgeschäfte weiter. Und abends konnte er sich leicht wie eine Feder geben. Bei den Tanz-Soirées in Versailles, bei denen er der Meister aller Klassen, Sprünge und Drehungen war. Zumindest wurde das bislang eher den Zeitzeugen geglaubt, die den vom Ballett besessenen König von der Seite aus beobachten durften. Aber tatsächlich gab es auch jene Lehrbücher, in denen all die Feinheiten und die kunstvollen Schrittkombinationen bis aufs I-Tüpfelchen grafisch festgehalten sind, die zum festen Repertoire von Ludwig XIV. gehörten. Eine dieser edel aufgemachten Tanzfibeln war "Chorégraphie" von Raoul-Auger Feuillet, der 1700 jeder Choreografie gleich auch noch die entsprechende Tanzmusik beifügte. Und natürlich stammten die Airs und Ballettmusiken vorrangig aus den Federn der Haus- und Hofkomponisten André Campra, Jean-Baptiste Lully und Jean-Henry D´Anglebert. Eine Kollektion dieser Modetänze, dieser oftmals nur für die Laute oder die Harfe bearbeiteten Bourées, Courante, Passepieds und Gigues hat nun Andrew Lawrence-King ausgewählt. Und wenn diese kleinen, hübschen und edlen Piècen jetzt mehr bieten als nur eine Vorstellung, zu welchen Rhythmen man sich weiland in Position gebracht haben mag, dann ist es dem ganz und gar feinperligen und feinsinnigen Spiel von Lawrence-King zu verdanken. An einer rekonstruierten Triple-Harfe aus dem beginnenden 17. Jahrhundert huschen seine Finger nicht nur animierend virtuos und keck über das Saitengeflecht. Vielmehr ist es die hohe Kunst der Klangschattierungen, des einnehmenden Timbres und der gravitätischen Schönheit, wie man sie eigentlich nur von den großen Lautensuiten eines Robert de Visée oder eines Jacques de Gallot kennt.

Guido Fischer, 01.09.2007


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