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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Claudio Monteverdi, Barbara Strozzi, Pietro Antonio Giramo

Era la notte

Anna Caterina Antonacci, Modo Antiquo, Federico Maria Sardelli

naïve/harmonia mundi V 5050
(44 Min., 10/2005) 1 CD

So manches glauben wir heute zu wissen über die adäquate Art und Weise des Aufführens Alter Musik. Dennoch oder gerade deshalb provozieren Rezitals wie das vorliegende auch beim erfahrenen Hörer immer wieder Verunsicherung: Ohne Zweifel interpretiert Anna Caterina Antonacci die hier vorgestellten monodischen Gesangsszenen angemessen expressiv auf Basis der zugrundeliegenden Texte; die Palette ihrer gesanglichen und deklamatorischen Ausdrucksmittel ist umfangreich und ergiebig, die Umsetzung des außerordentlich fesselnden "Lamento della pazza" von Pietro Antonio Giramo kann vor diesen Hintergrund als besonders gelungen bezeichnet werden. Die durch den Registerbruch verursachten gelegentlichen Intonationsprobleme sind bedauerlich, fallen aber nicht allzu stark ist Gewicht. Indes sind wir es gewohnt, barocke Musik mit eher schlanker, vordersitziger Tongebung zu hören und erleben Vibrato gern als sparsam eingesetztes spezielles Ausdrucksmittel. In beiden Punkten überrascht uns Antonacci: Sie führt ihre Stimme oft eher breit und körperhaft-dunkel, manchmal recht gaumig, benutzt ausgiebig ihr Brustregister, ohne sich um Vertuschung des Bruchs zu bemühen und lässt auch dem ihrer eher üppigen Stimme eigenen Vibrato gern freien Lauf. Ist das noch historische Aufführungspraxis, auch wenn der kompetent ausgestaltete Continuounterbau dies suggeriert? Freilich wäre eine solche Interpretation ohne die historisierenden Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte nicht denkbar - und dennoch bewegt sie sich ein wenig abseits des inzwischen breiten Pfades des historisch informierten Musizierens. Es handelt sich um ein sehr persönliches, eigenständiges Bekenntnis zu dieser Musik und ihren expressiven Möglichkeiten; als solches fasziniert dieses Rezital durchaus, wenn es auch häufig zum Widerspruch anregt. Antonaccis Gesang erinnert uns daran, dass wir doch nicht allzu viel wissen können über die vokale Praxis des Frühbarock - wird auf angemessenem Niveau musiziert, entscheidet am Ende doch der Geschmack.

Michael Wersin, 01.09.2007


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