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(1964) Komponiert: 1911, Uraufführung: 1912 in Berlin
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(1994) Komponiert: 1911, Uraufführung: 1912 in Berlin
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Als die Tonalität zerbrach, blieben nur noch Scherben. Denn anders, als es das gemeine Vorurteil will, sind Atonalität und Zwölftonmusik nicht deckungsgleiche Begriffe. Als Arnold Schönberg mit der Tonalität die althergebrachte "Grammatik des Zusammenklangs", das Regelgerüst aller Musik zwischen Bach und Brahms, hinter sich zu lassen begann, entstanden zunächst Werke der Verneinung, Vermeidung aller Konvention, darunter (als Konzentrat all dieser Bemühungen) die sechs Klavierstücke op. 19: Stücke, die ihre Interpreten auch heute noch in den Wahnsinn treiben können.
"Es kann nicht ein einziges Mal nur ein Mensch einer Regel gefolgt sein", meinte Schönbergs Landsmann Ludwig Wittgenstein in seinen "Philosophischen Untersuchungen". Doch genau das versuchen diese sechs Gefühlsfetzen, Stimmungsnotate in jeweils nicht mehr als neunzig Sekunden. Aus ihnen (gegen Wittgenstein) doch Funken des Sinns zu schlagen, ist eine titanische Aufgabe.
Die beiden Pianisten, deren Aufnahmen ich empfehle, treffen sich aber in ihrer wühlenden Intensität, dem ruhelosen Drang, wissen zu wollen, was es denn mit dieser Musik auf sich haben könne. Glenn Goulds Interpretation ist kompromisslos modernistisch: Jeder Ton des eigentlich filigranen 32tel-Schleifers zu Beginn von Nr. 1 wird hier aus der Tastatur gemeißelt, jeder Klang ins taghelle Licht gestellt - Stenogramm einer Erregung. Die dadaistische Wiederholung der Terz aus g und h, von deren Witz Nr. 2 lebt, kann Goulds komödiantisches Talent nicht verunsichern: Hier pocht nicht das Schicksal, einzig der Ausbruch aus der selbstgesetzten Begrenzung veranlasst den Pianisten zu leisem Grunzen (hat es sonst je einen Schönberg-Interpreten gegeben, der die schönsten Stellen mitsingt?). Die Walzer-Anmutung des vorletzten Stücks wird von Gould genauso delikat ausmusiziert wie der Klangfarbenreiz des als Mahler-Mementos gedachten Schlussstücks.
Steffen Schleiermacher stellt die Stücke in ihren historischen Kontext: Sind sie Schönberg vielleicht doch von Brahms aus dem Jenseits diktiert worden? Anders als Gould überlässt sich Schleiermacher nicht der Expressivität der Geste, sondern spielt die Verflechtung der Linien aus, lässt den Klang erst aus ihrem Gewebe wachsen, ganz so, wie man auch mit den (auf ihre Art ja auch sehr kryptischen) späten Intermezzi von Brahms verfahren würde. Dass Schönberg genauso Traditionen weiterspann, wie er sie beendete, wird hier auf beeindruckende Art und Weise hörbar.
Stefan Heßbrüggen, 01.01.1970
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