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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Frédéric Chopin

Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll

Artur Rubinstein, Philadelphia Orchestra, Eugene Ormandy

RCA/BMG GD 60404
(1968) Komponiert: 1829, Uraufführung: 1830 in Warschau

Beide Klavierkonzerte Chopins - das erste ist das zweite, daher auch umgekehrt - entstanden noch zur Jugendzeit, ergo in Polen. Das "zweite" in f-Moll war sogar jenes Werk, mit dem der Klaviervirtuose in Warschau seinen Einstand gab. (In Paris interessierte ihn das Orchester nicht mehr - nur noch das Klavier.) Beide Werke sind Virtuosenkonzerte im romantischen Stil der Zeit, erfunden von reisenden Tastenlöwen wie Johann Nepomuk Hummel, Henri Herz, John Field oder Friedrich Kalkbrenner, die alle nicht viel von Mozart oder Beethoven hielten, sondern ihre manuellen Fertigkeiten ausstellen wollten, ihre pianistische Bravour - sozusagen "mit obligatem Orchester". Es sollte eine Art Passepartout für den Virtuosen sein, sollte seinem Klanggemälde den properen Rahmen liefern.
Was meist bedeutete: Das Orchester "heizte" in einem Vorspiel, nicht anders als in heutigen Rock-Konzerten, das Publikum "an", bis dann der Star auftrat; das eine oder andere Zwischenspiel füllte Pausen, ansonsten plätscherte meist freundliche Begleitung wie Wassermusik zu den Feuerwerks-Kaskaden des Solisten. Auch Chopin hielt das so, im Gegensatz übrigens zu Liszt. Aber er war ja noch jung, und gegen einen Kalkbrenner war für ihn Liszt nur eine "Null".
Der Interpret der schönsten Aufnahme von Chopins f-Moll-Konzert war allerdings schon ziemlich alt, einundachtzig, als er zum zweiten Mal dieses Konzert seines Landsmannes einspielt: Arthur Rubinstein, geboren 1887 in Lodz. Die Reife erkennt man daran, wie tiefsinnig und lebenserfahren er dieses Jugendwerk spielt - ansonsten eher wie ein junger Gott. Rubinstein entdeckt hier schon die späteren Mazurken, Nocturnes oder Préludes, er konnte simple 32tel-Läufe, pure Klang-Girlanden und "virtuoses" Rankenwerk in schieren Gesang verwandeln. Hätte er Rubinstein noch hören können, wären selbst Chopin, der sich von dem Jugendwerk später distanzierte, die Ohren aufgegangen.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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