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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Antonín Dvořák

Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 ("Aus der neuen Welt")

Berliner Philharmoniker, Rafael Kubelik

Deutsche Grammophon 447 412-2
(1972) Komponiert: 1893, Uraufführung: 1893 in New York

Winnetou stand zwar nicht am Pult, als Antonín Dvořáks Neunte Sinfonie uraufgeführt wurde, doch entstanden ist dieses Werk, eine der beliebtesten Sinfonien überhaupt, tatsächlich in der “Neuen Welt”. Die Wertschätzung, die Dvorák in seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten auch international zuteil wurde, zeigt sich am deutlichsten in seiner Berufung zum künstlerischen Direktor des New Yorker Nationalen Musikkonservatoriums, die 1892 erfolgte. Im Januar 1893 begann er mit der Komposition seiner Neunten Sinfonie, die seine letzte werden sollte.
Formal weist dieses Werk gegenüber den anderen Sinfonien einige Neuerungen auf: Erstmals stellte Dvořák vor den Kopfsatz eine ausgedehnte langsame Einleitung. Das zyklische Prinzip ist in der Neunten stärker ausgeprägt als in den Vorgängerwerken; in allen folgenden Sätzen findet sich das Kopfmotiv des Hauptthemas aus dem ersten Satz, und vor dem Ende des Finales erscheinen noch einmal sämtliche wichtigen Themen der Sinfonie.
Als eigentlicher Clou wurde jedoch die Integration von Elementen amerikanischer Folklore - Indianergesängen und Spirituals - empfunden. Meldungen, denen zufolge er Originalmelodien übernommen haben soll, bezeichnete Dvořák jedoch als “Unsinn”: “Ich habe nur im Geiste dieser amerikanischen Volkslieder geschrieben.” Einige Hauptmerkmale der von Dvorák komponierten Melodien decken sich außerdem mit solchen der böhmischen Folklore. Trotzdem wurde Dvorák nach der Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall als Begründer eines eigenständigen "amerikanischen" Musikstils gefeiert; seine Sinfonie löste bei den amerikanischen Komponisten einen Folkloreboom aus.
Von Dvoráks populärster Sinfonie existieren zahlreiche Einspielungen - vom historischen Dokument bis zum digitalen Hochglanzprodukt. Aus dieser Flut möchte ich eine besonders hervorheben: Rafael Kubelíks 1973 entstandene Einspielung mit den Berliner Philharmonikern. Diese Interpretation vereint temperamentvoll zupackenden Gestus, meisterhafte formale Übersicht und eine vorbildliche Klangkultur. Sie wird dem als ernst zu nehmenden Sinfoniker immer noch sträflich unterschätzten Dvořák auf imponierende Weise gerecht.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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