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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Sinfonien Nr. 3 Es-Dur u. Nr. 4 B-Dur

Kammerorchester Basel, Giovanni Antonini

Sony BMG 88697 192522
(79 Min., 5/2006, 9/2007) 2 CDs

Vorbei die Zeiten, in denen sich Kammerorchester, wenn überhaupt, dann nur als "Originalklang"-Spezialistenensembles dem größten Heroen der Musikgeschichte nähern durften. Heute verzichten – mehr oder minder – auch die etabliertesten Klangkörper aus Berlin, Wien, Stuttgart oder Zürich bei ihren "Eroica"-Darbietungen auf den überlieferten, wagnerianisch aufgedunsenen Orchesterapparat; mehr noch: mit die aufregendsten Beethoveneinspielungen unserer Tage werden von Kammerorchestern (mit gemischt modern-zeitgenössischem Instrumentarium) zu Stande gebracht, so etwa von der Deutschen Kammerphilharmonie in Bremen (unter Paavo Järvi) und dem Schwedischen Kammerorchester (unter Thomas Dausgaard). Das Kammerorchester Basel setzt nun diese Exklusiv-Liste des äußeren Verzichts und der mitreißenden Innenspannung auf furiose Weise fort. Seine "Eroica" ist ein Husarenritt: aggressiv, kraftvoll, schlank und anmutig. Aufs Trefflichste nutzt der "Il Gardino Armonico"-Leiter Giovanni Antonini die Vorteile der originalen Besetzungsstärke: Das Klangbild seiner drei Dutzend jungen Basler Musiker ist wunderbar transparent und lässt neben filigranen Streicherlinien die Bläser konturenstark hervortreten; die Kontraste zwischen Pianissimo- und Fortissimo-Abschnitten sind wirklich welche, und die wichtigen Akzentsetzungen Beethovens (differenziert in herkömmliche sforzati und prononcierte Keile) werden minutiös umgesetzt . Dass dabei die Tutti-Entladungen keine kammermusikalischen Verlegenheitskompromisse sind, zeigt der bohrend intensive "Trauermarsch" mit seinen knallharten, harschen Dissonanz-Entladungen. Nicht minder hinreißend kommt das rasante Scherzo mit seinem grandios auf Naturhörnern geschmetterten Trio daher. Gegenüber dieser fulminanten (Anti-)Napoleon-Apotheose muss naturgemäß – auch bei Antonini – die B-Dur-Sinfonie kürzertreten. Dafür geben die Basler, vor allem im Adagio, geradezu intime Piano-Nuancen preis. So wiederum wird auch das bescheidenere Schwesterwerk auf seine Art zu einem Erlebnis, wie es dem führenden Stand der Beethovenexegese in der Nachfolge Norringtons und Gardiners entspricht. Glückwunsch!

Christoph Braun, 05.04.2008


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