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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Jean Sibelius

The Sibelius-Edition Vol. 2: Kammermusik Tl. 1: Werke für Streichquartett, Klaviertrio u. Klavierquartett

Folke Gräsbeck, Jaakko Kuusisto, Marko Ylönen, Tempera Quartet u.a.

BIS/Klassik Center BIS-CD-1903
(440 Min., 2003-2006) 6 CDs

Wie wenig wir doch (hierzulande) von Sibelius kennen! Die zweite, der Kammermusik für mehrere Streichinstrumente (mit Klavier) gewidmete Box der letzten Herbst zum 50. Todestag des Komponisten begonnenen Gesamtaufnahme zeigt die Lücken besonders drastisch. Hier findet sich nicht nur Exotisches wie die Einzelsätze für Klavier bzw. Klaviertrio und Harmonium, Trouvaillen wie die 33 Miniaturen und die "Ljunga Wirginia"-Suite für Streichquartett oder Schmunzelhaftes wie das Trio für Klavier und zwei Violinen, in dem der 18-Jährige Komponieren noch wesentlich als Tanzen verstand; auch der Werdegang des auf dem europäischen Festland bekanntlich lange verschmähten skandinavischen Großmeisters wird sinnfällig. Erste Eigengewichte bieten – trotz deutlicher Beethovenanleihen – das d-Moll-Klavierquartett und das "Hafträsk"-Klaviertrio von 1884 mit ihrem melodischen Einfallsreichsreichtum und kraftvollen Ausdruckswillen – jedenfalls in der zupackenden Interpretation durch Folke Gräsbeck und seiner geigenden Konsorten Jaakko Kuusisto, Satu Vänskä und Marko Ylönen. Als versierter Geselle der Sonatenhauptsatz-Form entpuppt sich der Anfangzwanziger in den beiden (ebenfalls nach Urlaubsorten benannten) Klaviertrios "Lovisa" und "Korpo", wobei letzteres zumindest die Ausmaße, wenn auch nicht die Ausdruckstiefe jenes übergroßen Vorbildes aufweist. Den nationalen Durchbruch erzielt der Absolvent des hauptstädtischen Musikinstituts 1889 mit den beiden Streichquartetten in a-Moll und dem ersten, mit einer Opuszahl (4) versehenen, in B-Dur: Eingebunden in formal strenge Abläufe (die Sibelius während seines Berliner Studienjahres 1889/90 erlernte), erklingen hier erstmals finnisches Kolorit und jene dämonische Attitüde, die viele spätere, insbesondere sinfonische Werke so unverwechselbar machen. Nicht erst im kammermusikalischen Höhe- und Schlusspunkt, dem berühmten "Voces intimae"-Quartett von 1909, zeigen sich die Damen des Tempera-Quartetts als versierte Sibeliusexpertinnen. Wunderbar verinnerlichte, auch depressive Klangfarben, die den Beinamen des Werkes verständlich machen, sind vor allem im zentralen Adagio zu vernehmen. So ist diese Gesamteinspielung mehr als nur eine wichtige Repertoirebereicherung.

Christoph Braun, 12.04.2008


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