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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antonio Salieri

Ouvertüren und Ballettmusik Vol. 1

Mannheimer Mozartorchester, Thomas Fey

Hänssler/Naxos 98506
(68 Min., 1/2007, 9/2007, 10/2007) 1 CD

Kompilationen mit Ouvertüren und Instrumentalmusik aus Opern sollte man – besonders wenn sie aus dem 18. Jahrhundert stammen – eigentlich mit großer Skepsis begegnen: Ballette waren zu dieser Zeit oft noch als leichtgewichtige Ablenkungen von der Haupthandlung gedacht, deren Wirkung ohne Choreografie denn auch schnell verpufft. Und was Ouvertüren betrifft: Was könnte schlimmer sein als eine Folge von großsprecherischen Einleitungen ohne viel dahinter? Doch alle diese Vorurteile werfen Antonio Salieri und der musikalische Überzeugungstäter Thomas Fey schon mit dem ersten Stück über den Haufen: Salieris Ouvertüre zu der 1771 entstandenen Zauberoper Armida ist nämlich eine "Sinfonia in Pantomima", und bei der erlaubte sich der Komponist, was sich erst moderne Regisseure wieder trauen sollten: Er stellte die Vorgeschichte der Handlung in knappen stummen Szenen dar. Auch die Ouvertüre zur Oper "Les Danaïdes", die Salieri als Ghostwriter für Gluck schrieb, zeichnet in der für Salieri typischen komprimierten Schnitttechnik packende Szenen vom Festmahl bis zum Meuchelmord nach. Die kurzen Tänze des hier erstmals eingespielten Zwischenaktballetts "Pafio e Mirra" sind ebenfalls kein bloßes Divertissement: In charakteristischen sprechenden Phrasen, wie sie Salieris Mentor Gluck in seinen modernen Handlungsballetten einführte, bilden sie ohne Worte eine hochdramatische Handlung vor dem Hintergrund eines Gladiatorenkampfes ab.
Wenn man bei Salieri in Zukunft häufiger an den inspirierenden Lehrer Beethovens als an den vermeintlichen, eifersüchtigen Mörder Mozarts denken wird, dann hat Thomas Fey daran einen wichtigen Anteil. Er dirigiert das von ihm erst 2006 gegründete Mannheimer Mozartorchester (bis auf Bläser und Pauken auf modernen Instrumenten spielend) mit ansteckender Begeisterung, äußerster Plastizität und einem ausgesprochenen Sinn für spannungsfördernde Details: Ein zur rechten Zeit angesetztes Anziehen des Tempos, eine dräuend hervortretende Bratschenfigurationen oder ein wie von außerhalb in das Geschehen platzendes Trompetensignal – alle Indizien fügen sich unter Feys Händen zum klaren Beweis, dass Salieri mit Leidenschaft Theaterblut vergossen hat.

Carsten Niemann, 24.05.2008


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