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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Franz Schubert

Deutsche Schubert-Lied-Edition, Romantische Dichter Teil 3

Sibylla Rubens, Ulrich Eisenlohr, Nikolaus Friedrich

Naxos 8.557832
(68 Min., 9/2006) 1 CD

Seit einiger Zeit mehren sich die Gerüchte, die Sopranistin Sibylla Rubens sei zeitweise nicht mehr im Vollbesitz ihrer stimmlichen Möglichkeiten und müsse häufig absagen. Wie relevant auch immer der wahre Kern solcher Meldungen sein mag: Man ist vor diesem Hintergrund natürlich zu sehr genauem Anhören eines Rezitals wie dem vorliegenden veranlasst.
Was Sibylla Rubens hier vom "Lied der Delphine" bis zum "Hirt auf dem Felsen" präsentiert, ist, dies sei zunächst konstatiert, dem Interpretationsansatz nach Liedkunst vom Allerfeinsten. Wie differenziert geht die Sängerin mit Sprache um, wie prägnant vermag sie überhaupt in der zum Teil sehr hohen Lage zu vokalisieren! Eine so klare Diktion ist im Sopranfach wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Dass Sibylla Rubens ihr nicht ganz unerhebliches Vibrato auch sehr gut zu kontrollieren vermag, zeigt sie u. a. im langsamen Mittelteil vom "Hirt auf dem Felsen", in dem sie die großen melodischen Bögen mit sehr gerader Stimme und ganz aus dem Pianissimo kommend atemberaubend delikat ansetzt und sehr organisch entwickelt. Der berühmte Sextsprung zum hohen H indes lässt einen Verdacht aufkommen, in welcher Richtung ein eventuell vorhandenes technisches Problemgemenge zu suchen wäre: Hier nämlich fehlt es deutlich an Körperresonanz, an einer Öffnung der Klangräume nach unten hin, die der extremen Höhe eine sichere Basis verliehe. Einmal aufmerksam geworden, bemerkt man dieses Defizit auch an anderen Stellen, besonders wenn die Sängerin sich über lange Strecken in hoher Lage zu bewegen hat: Rubens’ viel gerühmte (und in der Tat beeindruckende) "engelsgleiche" Klarheit und Reinheit ermangelt oft der gesunden "Gegenfinanzierung" durch Verankerung im Körper, ist womöglich teuer erkauft mit einer nicht lockeren, offenen Kehle. Einzelne blassere, hohle Töne sind die Folge, zu erleben etwa im eingangs erwähnten "Lied der Delphine".
Diese Mängel schmälern die Freude am vorliegenden Rezital, das u. a. so wundervolle Gesänge wie "An der Mond in einer Herbstnacht" oder "Nachthymne" enthält, nur geringfügig; es überwiegt zunächst die nicht unberechtigte Sorge um diese traumhaft schöne Stimme, die in diesem Programm noch nahezu uneingeschränkt genossen werden kann. Zu oft schon hat man erleben müssen, dass gerade die Besten allzu schnell den hohen Belastungen des Gesangsgeschäftes erliegen.

Michael Wersin, 07.06.2008


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