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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Loverly

Cassandra Wilson

Blue Note/EMI 5076992
(61 Min.) 1 CD

Einige Tausend Mal ist "Lover Come Back" schon aufgenommen worden, und mit "Caravan" üben schon die Musikschüler. Warum also noch eine Version? Weil es Cassandra Wilson geschafft hat, beiden Klassikern neue Aspekte abzugewinnen. Aufs erste erinnert die Liebhaber-Rückruf-Aktion ans swingende Entertainment in der Art von Nat King Cole, getragen von Gitarre, Klavier, Bass und Schlagzeug. Mit einem Unterschied: Cassandra Wilson fordert den Liebhaber gar nicht mehr zur Rückkehr auf. Stattdessen schafft sie – durch das augenzwinkernde Zitat – so viel Distanz, dass man fühlt: Hier singt jemand einen schönen Song von früher, dessen Melodie ihr gefällt, den sie aber nie selbst texten würde. So kann man sie trotz des altmodischen Sounds nie des Retro-Jazz verdächtigen. Anders geht sie bei Ellingtons Karawanenmusik vor: Die bewegt sich dank der Perkussion von Lekan Babalola und perkussiver Bass-, Piano- und Gitarrenmotive durch weitaus exotischere Landschaften als üblich. Auf dem Album, dem jazzigsten seit Jahren, hat sie noch weitere Standards im Angebot, darunter ein von verträumten Gitarrenklängen und dezenter Perkussion geprägtes "Black Orpheus" und ein sanft swingendes "Gone with the Wind". Je länger die Scheibe läuft, desto deutlicher wird andererseits Wilsons Liebe zu Blues und R&B. Schon zu Beginn von "St. James Infirmary" tuckert ein Rock’n’Roll Gitarrenmotiv – die Einleitung zu einer R&B-Nummer, in der sie den Text schärfer als sonst artikuliert und auch mal einen scheinbar emotionalen Zwischenruf "ha" einflicht. Diese kernigere Atmosphäre hält sich auch in den folgenden Titeln "Dust my Broom", dem bezaubernden Duett "The very Thought of You" mit dem Kontrabassisten Reginald Veal, bei dem sie sich – es soll wohl Live-Atmosphäre suggeriert werden – zwischendurch weit vom Mikrofon entfernt und dem swingenden "A Sleepin‘ Bee". Dieses permanente Wandern zwischen Jazz und Blues macht den Reiz von Wilsons gesamter künstlerischer Karriere aus. Hier ist es auf einem klug konzipierten Album konzentriert.

Werner Stiefele, 02.08.2008


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