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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Johannes Brahms, Franz Schubert, Gabriel Fauré, Gerald Finzi u.a.

Vier ernste Gesänge, Lieder

Jonathan Lemalu, Roger Vignoles

EMI 5 75203 2
(61 Min., 2002) 1 CD

Nahezu ein Ideal-Debüt. Was der sechsundzwanzigjährige Bassbariton Jonathan Lemalu hier vorlegt, hat so gar nichts von halbherzig-verlegenem Vortasten eines Greenhornes an sich. Die Kostproben seiner ersten Solo-CD zeugen vielmehr von einer nahezu ausgereiften Stimme, vorzüglicher Artikulation (mit geringer idiomatischer Färbung) und einem durchdachten Konzept. Letzteres führt den Hörer von Brahms' ergreifendem Vermächtnis der "Vier ernsten Gesänge" und Schuberts einsamen Wanderer-Hymnen über die Skurrilität des späten Fauré bis zu den Seeballaden eines Gerald Finzi und John Ireland, sozusagen vom tiefschürfenden Deutschen zum leichtfüßigen und augenzwinkernden Angelsachsen - zwei Sphären, denen der in Neuseeland geborene, vorwiegend in London ausgebildete Samoaner Lemalu vollauf gerecht wird.
Sein machtvolles, fülliges und warmes Timbre scheint wie geschaffen für Brahms' Abschiedsgesänge. Die Erkenntnis bitteren Nihilismus, die aus diesem Opus ultimum der Todesnähe und des biblisch-archaischen "Denn es ist alles eitel" spricht, kann Lemalu ebenso vergegenwärtigen wie die versöhnende, von emphatischen, letztlich zarten Tönen getragene Apotheose der Liebe.
Hier wie auch bei den schwermütig-fatalistischen Wanderer-Gesängen Schuberts wird sofort klar: Lemalu kann sich glücklich schätzen, Roger Vignoles seinen Klavierpartner nennen zu können. Dessen Anschlagskultur ist denkbar differenziert und lässt sich vor allem im Piano nuancenreicher nicht denken. Schuberts charakteristisches Changieren zwischen Dur und Moll, aber auch Faurés späte, harmonisch höchst eigenwillige Tonsprache in seinem kurzen Zyklus "L'Horizont chimérique" wird so zu einem wunderbar filigranen Farbenspiel.
Die angelsächsischen, mal ausgelassenen, mal whiskeyseelig-verträumten Meeres- und Seemanns-Kostproben fallen demgegenüber zwar in puncto Gehalt ab, das mindert jedoch das Vergnügen an dieser vollauf geglückten Partnerschaft von Lemalu und Vignoles keineswegs. Schade nur, dass die Liedtexte nicht im Beiheft stehen und man sie andernorts zusammensuchen muss.

Christoph Braun, 01.09.2007


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