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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Henrik Hellstenius

Readings of Mr. G

BIT 20 Ensemble

Aurora ACD 5047
(78 Min., 1/2007) 1 CD

Wenn es das Booklet nicht verraten hätte, hätte man es doch vermutet: Die Musik des Norwegers Henrik Hellstenius, die nun beim Komponistenlabel Aurora veröffentlicht wurde, liebt die Bühne und das Theater. Die Liebe scheint erwidert zu werden, auch das ist keine Überraschung. Selbst Werke, die nicht – wie etwa das Geigensolo "Book of Songs 1b" – von vornherein als "Gebrauchsmusik" konzipiert sind (in diesem Fall als Folie für ein Tanztheater) oder – wie das Ensemblewerk "Hi Ophelia!" – als Baustein einer Oper dienen, selbst diese anderen Werke sind durch und durch theatralisch. Ihre Theatralik verdanken sie dabei nicht nur ihrer großen Beweglichkeit, der in ihr gebündelten und immer wieder nach außen dringenden Energie, ihrem Reichtum an Gesten und rhythmischen Figuren, ihren organischen Wucherungen, die selbst dann noch gewissermaßen unterirdisch weiter wachsen, wenn Hellstenius die aufgestaute Dynamik abdämpft und – wie am Ende des Schlagzeugkonzerts "Readings of Mr. G" – in einem vordergründig harmlosen Kinderlied auslaufen lässt. Ihre Theatralik verdanken sie auch ihrer Fähigkeit, mit einer differenzierten und zudem sehr effektvollen Orchestrierung tiefgestaffelte Hörräume zu erzeugen und die bildliche Phantasie nachhaltig zu stimulieren. Darin vor allem erinnern sie an die Musik des von Hellstenius selbst benannten Vorbilds Salvatore Sciarrino.
Wie bei Sciarrino führen auch bei Hellstenius avancierte Spieltechniken, Bogenkratzen oder Atemrauschen nichts Böses im Schilde, sie dienen der Erweiterung des klanglichen Ausdrucks, nicht der Kritik. Überwiegend hochvirtuos nutzen und präsentieren Hellstenius’ Partituren ihre Mittel: das klanglich-technische Potential ihrer Instrumente (das Bass-Schlagzeug-Duo "Ombra della sera" klingt phasenweise wie ein größer besetztes Ensemblewerk) und auch das ihrer Interpreten, mit denen Hellstenius gerne eng zusammenarbeitet. Im vorliegenden Falle geht die Rechnung zweifellos auf. Eine selbst in ihren dunklen Momenten noch brillante Theatermusik findet hier u. a. im BIT 20 Ensemble und dem Geiger Frode Larsen brillante Darsteller.

Raoul Mörchen, 10.01.2009


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