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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Erik Satie

Gnossiennes, Le fils des étoiles, Prélude de la porte héroïque du ciel, Sonneries de la rose + croix, Gymnopédies, Ogives

Claire Chevallier

Zig-Zag/harmonia mundi ZZT 080901
(67 Min., 4/2008) 1 CD

"Diejenigen, die dieses Werk nicht begreifen, werden von mir gebeten, sich als unterlegen und völlig minderwertig betrachten zu wollen." Zwar hat Erik Satie hier das Publikum seines 1919 uraufgeführten, vergleichsweise komplexen sinfonischen Dramas "Socrate" im ironischen Visier; doch auch und gerade seine provokativ einfachen, radikal antiromantischen Klavierstücke, von denen er in den drei Jahrzehnten zuvor Hunderte zu Papier gebracht hatte, zogen schon immer Unverständnis, ja Verachtung auf sich – vor allem auf Seiten von Wagnerianern und anderen deutschernsten Kunstapologeten, denen der Franzose stets mit trockenstem Witz ihren Dünkel vorhielt. So ganz lässt sich das "Geheimnis" um diese Musik, die oft mit der etwas hilflosen Vokabel des "Esoterischen" belegt wird, wohl nie lüften. Oder gibt es gar keines? Ist ihre Naivität eine Banalität, und ihr Verfasser amüsiert sich nach wie vor darüber, was seine Mit- und Nachwelt in seine simplen Tonfolgen hineindeutet – die er bekanntlich ja auch mit absurden Titeln und Spielanweisungen genasführt hat?!
Claire Chevallier, die jüngst mit Jos van Immerseels Anima-Eterna-Ensemble Ravelfurore machte, vermehrt gewissermaßen die Satiegeheimnisse noch. Dafür sorgt vor allem ihr Partner, ein Erardflügel aus dem Jahr 1905. Sein gedämpfter, eingedunkelter, fragiler Klang umhüllt Saties Gedanken wie ein Schleier und betont, wenn man so will, das Morbide, Dekadente bzw. Lasziv-Verruchte dieser seltsam verführerischen, monoton-entwicklungslosen Eingebungen. Wobei dies gerade den (durchaus komplexen!) Dissonanzgebilden etwa der "Fils des étoiles" zugute kommt, die Chevallier zusätzlich mit viel Pedal ins Mystische versenkt. Überhaupt legt die französische Spezialistin für historische Tasteninstrumente mit vergleichsweise bedächtigen Tempi (so man davon überhaupt reden kann), reichlich dynamischen Differenzierungen und langen Generalpausen viel "Ausdruck" und "Bedeutung" in ihr Spiel. Ob der Meister damit einverstanden gewesen wäre? Oder hätte er dies als Überinterpretation belächelt? Die Sensibilität jedenfalls, mit der Chevallier hier eine wahrhaft subtile "Éducation sentimentale" am Klavier propagiert, ist bewundernswert. Und der heimische und zeitgemäße Erardklang dem Geheimnis Saties weit näher als die glasklar-nüchterne Steinwaykonkurrenz.

Christoph Braun, 24.01.2009


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