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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Auf der Schönhauser Allee

Günter Adler

Jazzwerkstatt/Records Vertriebsges. MbH jw 044
(28 Min., 5/2008) 1 CD

Allein schon der Bassklarinettist Rudi Mahall steht für ernsthaften Schabernack. In diesem Quartett aus dem Geiste frechen Hauptstadthumors und Ornette Coleman'scher New-Jazz-Tradition hat er mit dem Tenorsaxofonisten Daniel Erdmann, dem Bassisten Johannes Fink und dem Schlagzeuger Heinrich Köbberling gleich noch drei weitere Brüder aus der gleichen Zunft zur Seite. Den Berliner Bären mit der Kunstfigur des hundertjährigen Band-Patrons lässt man sich gerne aufbinden, ist doch die Musik dieses Quartetts äußerst kurzweilig. Das liegt allein schon daran, dass keines der klar thematisch konturierten Stücke die Vier-Minuten-Grenze überschreitet.
Was noch mehr zählt ist, dass diese Adler-Schützlinge mit jubilierender Frische den Ansatz des klassischen Ornette-Coleman-Quartetts aktualisieren. Daniel Erdmann hat man sich dabei als einen Saxofonisten vorzustellen, der weit weg von Coltrane'scher Spiritualität den Ansatz eines Joe Henderson aus dem Geiste Ornette Colemans in Richtung Marty Ehrlich oder Tim Berne eigenständig weiterentwickelt, und Rudi Mahall, der Energetiker aus dem Geiste Eric Dolphys, ist hier nicht beherrschender vitalistischer Powerplayer, sondern echter Dialogpartner von Don Cherry'scher Qualität. Das Ganze wirkt restlos authentisch, denn die Musik ist eindeutig die Berlins, entstanden in einem Studio in der Schönhauser Allee. Der Titel jedenfalls ist kein Schabernack. Mit der Albumlänge von 28 Minuten mag man hadern, doch die Länge ist genau die richtige Dosis für einen stimmigen Set.

Thomas Fitterling, 28.03.2009


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