Decca/Universal 478 1369
(197 Min., 1979, 1983, 1985 & 1996) 4 CDs
Im Dezember vergangenen Jahres hat der große Pianist Alfred Brendel im Wiener Musikverein seinen definitiven Abschied von der großen Bühne gegeben. Für diesen Anlass hat er das "Jenamy"-Konzert Mozarts ausgesucht. Man darf an dieser Stelle einmal fragen, wie wohl Mozart dieses Stück komponiert hätte, wäre er nicht in den Genuss der Bekanntschaft mit den Werken Joseph Haydns und mit diesem selbst gekommen; wir wissen, dass beide Herren einander in tiefer, ernstlicher Freundschaft zugetan waren, und dass Mozart sogar weinte, als er Haydn das letzte Mal sah; ahnend, dass es dieses letzte Mal sein würde. Beide Komponisten haben im Leben und Wirken Brendels neben den beiden anderen Titanen Wiens, Schubert und Beethoven, die dominierende Rolle gespielt. Deswegen darf und muss man sich freuen, dass die darbende Decca nun ein vierteiliges Album mit elf von Haydns Klaviersonaten sowie einigen famosen Charakterstücken, darunter das zauberhafte "Andante con variazioni" in f-Moll, herausgebracht hat, zwischen 1979 und 1996 interpretiert vom vermutlich besten Haydninterpreten des gesamten 20. Jahrhunderts.
Das 21. Jahrhundert ist noch zu jung, um den Lorbeer zu überreichen, aber die Pianisten nach Brendel werden es schwer haben, diesen zu "überbieten". Brendels Haydn leuchtet, er singt, er fließt, er ist galant und graziös, und er hat bei alldem diese ungehörige Portion Humor in und an sich, die keiner je so augenzwinkernd und zugleich so texttreu in Haydns Klaviermusik entdeckte. Hätte man Platz, könnte man in jeder Sonate in beinahe jedem Takt ein Beispiel anführen, welches die Grandiosität dieses Haydninterpreten belegt. Doch wir wollen uns bescheiden und einfach diese vier CDs zum Genuss weiterreichen. Man muss sie hören.
Tom Persich, 25.04.2009
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eher eine umfassend kompatible lobpreisung des
scheidenden brendel als eine rezension, die dem
sonaten-schaffen haydns und brendels unter-
schiedlicher interpretationsleistung gerecht
würde - jedoch, besser diese kompilation haydn-
brendel als weniger profilierte.