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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Plays Bach

Jacques Loussier

Telarc/Inakustik 08083693
(53 Min., 1985)

Bach war sein Leben. Seit Jacques Loussier 1959 mit "Play Bach" erstmals für eine Langspielplatte Werke des Thomaskantors verjazzte, wurde er nur noch als Bachplayer wahrgenommen. Damals philosophierte die Jazzwelt über Parallelen zwischen Barock und Jazz, und als französisches Pendant zum Modern Jazz Quartet machte er zudem darauf aufmerksam, dass Europäer dem Jazz eine eigene Variante hinzufügen können. Das füllt ihn 20 Jahre lang aus – aber 1979 war Schluss. In einem Chateau in der Provence baute er ein Studio, in dem Pink Floyd, Wham! und andere ihre Platten aufnahmen. Erst das Bachjahr 1985 brachte ein Revival – mit neuem Trio, das wesentlich lockerer als die Urformation swingte. Aus jener Zeit stammen die Aufnahmen, die nun als "50th Anniversary Recording" in die Läden kommen – Wiederveröffentlichungen, so die Homepage von Telarc, die seit den frühen Neunzigerjahren nicht mehr erhältlich waren. Mit fein abgestufter Dynamik und oft auch vergnügten rhythmischen Veränderungen bringt er mit Vincent Charbonier am Bass und André Arpino am Schlagzeug neun Bach-Hits zum Swingen.
Dabei bleibt Loussier meist nahe an Bachs Noten, während sich die beiden anderen die Jazzerfreiheit nehmen und mit eleganten Bassmelodien und nuanciertem Schlagzeug begleiten. Und zwischendurch nehmen sie sich alle drei auch die Freiheit, sich völlig von Bach zu lösen und nehmen seine Komposition als Ausgangspunkt eigener Improvisationen. Das ursprüngliche, wesentliche strengere Konzept von 1959 war mal Anlass zur hart geführten Diskussion, ob ein derartiger Crossover überhaupt geschmacklich, ethisch und musikpolitisch zulässig wäre. Heute nimmt man die freieren Nachfolgewerke als heitere Klänge wahr, die ernsthaft – und darin unterscheidet sich Loussiers Trio von Rondo Veneziano und anderen Muzak-Lieferanten – ihren Bach in eine andere Umgebung transportieren. Für Jacques Loussier wurde daraus ein Lebensinhalt. Man kann ihm sogar dankbar dafür sein, dass er Bach 50 Jahre lang mit allem Respekt behandelt und doch umgemodelt hat. Denn Loussier & Co. zuzuhören, hat durchaus seinen Reiz.

Werner Stiefele, 02.05.2009


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