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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Charles Koechlin

"...des jardins enchantés..." – Klavierwerke Vol. 1

Michael Korstick

Hänssler Classic/Naxos 93.220
(76 Min., 12/2007) 1 CD

Man muss, auch wenn die Bewunderung einem derart subtilen "Objekt" gilt, durchaus etwas marktschreierisch eine kleine Sensation nennen, was das Hänssler-SWR-Label seit zwölf Jahren mit seiner (auch im Booklet) mustergültigen Koechlin-Edition zuwege bringt. Zumal Michael Korstick nun mit einer ersten Lieferung aller Klavierwerke im wahrsten Titel-Sinn "jardins enchantés" eingespielt hat: blühende, duftende Klänge subtilster Prägung. "Manchmal reicht ein einziger Takt eines genialen Kollegen aus, um uns das Tor zu den verzauberten Gärten zu öffnen, in denen wir dann vielleicht ganz andere Blumen pflücken dürfen als er selbst." Wie Koechlin von Debussys Lied "Mandoline" schwärmte, so darf der Hörer heute – endlich – Koechlins revolutionäre, eigenständige Klangmagie, den fortwährenden, in keine herkömmlichen Muster passenden Fluss seiner weit gespannten melodischen Linien und modalen, poly- und atonalen Klänge bewundern. (Bezeichnenderweise verließ der 1867 in Paris als Sprössling einer bedeutenden Elsässer Familie Geborene zur selben Zeit, als die Welt Schönbergs zweites Streichquartett oder Strawinskys "Sacre" niederbrüllte, mit seinen "unerhörten" Akkordschichtungen die tradierten Hörpfade – nur eben ganz im Stillen).
Korstick, bislang gefeiert als fulminanter Beethoveninterpret, zeigt sich hier von seiner klangsinnlichsten, anschlagskultiviertesten Seite. Die oft einfach scheinenden, gleichwohl technisch anspruchsvollen, großgriffig-orchestral aufgefächerten Klänge geraten unter seinen Händen zu einem schillernd zarten Glasperlenspiel von geradezu narkotischer Wirkung: impressionistisch-verklärt im hier erstmals eingespielten, frühen "Andante quasi Adagio" von 1895, charmant-leichtfüßig in den vier Sonatinen op. 87 von 1923/24 (mit gänzlich unakademischen Bach-Studien), breit gefächert in den Empfindungen der "Paysages et marines" von 1915/16, und geradezu intim in den zwei Suiten für Sopran/Flöte und Klavier (von denen Korstick die reinen Klaviersätze wiedergibt), mit denen der Kenner der modernen Filmkunst 1934/35 Lilian Harvey huldigte. Dass der Zeitgenosse Debussys, Ravels und Saties noch immer ein Dasein im Schatten dieser ungleich berühmteren Kollegen führt – man will es kaum glauben, erst recht nicht nach diesem Klavierzauber.

Christoph Braun, 02.05.2009


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