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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Frédéric Chopin, Franz Liszt, Alexander Skrjabin, György Ligeti

Sonatas & Etudes

Yuja Wang

DG/Universal 477 814 0
(64 Min., 11/2008) 1 CD

Nachdem es Lang Lang nun offenbar gelungen ist, mit klassischem Repertoire auf eine Karriere als Unterhaltungsmusiker umzuschwenken, schiebt die DG ein neues Klavierwunder aus China nach, dessen Debütrezital tatsächlich einen deutlich verheißungsvolleren Eindruck hinterlässt als seinerzeit Lang Langs Carnegie-Hall-DVD. Yuja Wang, die zeitweise gemeinsam mit Lang Lang studiert hat, mutet sich ein anspruchsvolles Programm zu: Chopins b-Moll-Sonate und Liszts h-Moll-Sonate als Eckpunkte, im Zentrum eine Skrjabinsonate, außerdem, gewissermaßen als Puffer zwischen den monumentalen romantischen Säulen, zwei Ligeti-Etüden.
Wie gesagt: Vorsichtiger Optimismus ist angebracht. Man kann sich darüber streiten, ob der starke Pedalgebrauch beim Kopfthema im ersten Satz der Chopinsonate legitim ist, wenn man die bestechenden Secco-Versionen einiger der Großen Alten im Ohr hat. Aber der wild-verhetzte Grundduktus, den Wang schon am Anfang des Satzes auf ihre Art zu evozieren versteht oder der sich dann im Durchführungsteil manifestiert bzw. steigert – warum nicht? Bestechende Klarheit dann in Ligetis "Etude 4": Eindrucksvoll gelingt die akustische Gliederung des komplexen Geschehens in verschiedene Ebenen. Sprechen wir darüber hinaus noch nicht über die Lisztsonate. Wie viele junge Pianisten haben schon versucht, sich zu Beginn ihrer Karriere mit diesem Stück zu profilieren – und wie wenigen ist es nur gelungen? Unendlich schwer ist es, hier nach Argerich, Pogorelich und anderen Titanen mit hörenswert Neuem aufzuwarten. Sprechen wir lieber über das filigrane Tongirlanden-Gewebe im Kopfsatz der Skrjabinsonate gis-Moll (op. 19), das die (gelegentlich beim Spielen mitsummende) 21 Jahre junge Chinesin mit beträchtlichem Einfühlungsvermögen mal zart-verhangen, mal leidenschaftlich aufbrausend durchzugestalten versteht. In diesem Vermittlungsvermögen könnte keimhaft eine Zukunft als wahre Interpretin (statt als Akrobatin) ihrer Entfaltung harren.

Michael Wersin, 23.05.2009


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